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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 252
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0252
Kirche wird durch eine schwächere (halbhohe?) Querwand unterteilt, die
entstandene östliche (kürzere) Hälfte um rd. 0,15 m aufgehöht, wohl zu
einem Vorchor. Der eigentliche Chor wird abermals aufgehöht, so daß im
Kirchenbau nun insgesamt rd. 0,75 m Niveaudifferenz bestehen. Der
Nordannex wird, unter Beibehaltung seiner Ostwand, durch einen viel
weiter ausgedehnten, aber nicht ganz klar geordneten mehrräumigen
Annex von rd. 5,20 m Weite ersetzt. Ein Ausbau springt noch weiter nach
Norden vor. Die Raumeinteilung dieses Annexes - insgesamt sind sechs
Räume zu erkennen - hat keine Beziehung zur Einteilung der Kirche, mit
Ausnahme eines Querganges oder -treppenhauses, das in Höhe des
Vorchors genau die Flucht von dessen Schrankenwand aufnimmt. Eine
westliche Fortsetzung des Seitenbaus ist eher als offener Hof anzusehen.
Hierin eine gepflasterte Vertiefung, unerklärt. Offen bleibt, wie weit
auch diese neuen nördlichen Bauteile im engeren Sinne Klausurteile
waren. Die Wände sind, ohne besonders ausgebildeten Unterbau, und mit
rd. 0,50 m Stärke, verhältnismäßig schwach; sie sollten sich denn auch
nicht als sehr dauerhaft erweisen, - vielleicht nur als Unterbau eines
Fachwerkoberbaus? Im östlichsten Raum ist, neben der genannten
Eintiefung, ein Grab angelegt. Vor allem aber finden sich überaus
zahlreiche Gräber östlich außerhalb der Kirche, wo das Gelände in Phase
Ia übrigens aufgeschüttet wurde. Die Bestattungen liegen reihenweise,
überschneiden sich aber auch nicht selten, was eine lange Belegung
dieses Feldes verrät49. Öfters blieben Holzsärge erkennbar. Auffallende
Beigaben fehlen. Bemerkenswert die Größe der Individuen, im Mittel 1,80
m. In der Aufhöhungsschicht des Chores ein kleiner Riemenzungenbeschlag
in Drachenform, ein seltenes Belegstück frühkarolingischer
Metallarbeit im ,naturalistischen' Tierstil50.

Auf eine deutlich erkennbare Zwischenphase von Brand und Verödung,
in welcher der nördliche Seitenbau fast ganz abgeht, folgt ein weitgehender
Neubau von Kirche und Klostergebäuden (Phase II) 51. Der eigentliche
ältere Kirchenbau bleibt mit seinen tragenden Wänden indessen
erhalten und bestimmt die Einschiffigkeit auch der neuen, größeren
Kirche. Jeweils in die östlichen Ecken von Langraum und Chorraum
werden umfängliche Unterbauten gesetzt, rd. 2,15 X 3,60 m bzw. rd.
2,45 X 2,70 m groß, dazu ungewöhnlich tief fundiert (bis zu 0,90 m

49 Die Bestattungen können sowohl Phase I als Phase Ia angehören; entscheidend ist. daß sie von Horizonten der Phase
II (s. unten) überschnitten werden. Die anthropologische Untersuchung steht bevor.

50 Freundlicher Hinweis R. Christlein. - Ganz ähnliche Stücke (in Schwanenform) von Boltersen: Werner, Lüneb.
Blätter 11-12. 1961, Tf. 1,1. und vom Schwanberg: Pescheck. Wegw. vor- und frühgesch. Stätten Mainfr. 1 (1968).
Abb. 15. Unser Stück abgebildet bei Vilmar 1969, Abb. 120; der Datierungswert kann nicht allzu hoch veranschlagt
werden, da es sich um Aufschüttungsgut handelt, doch ist immerhin ein terminus post quem für Ia gegeben.

51 Unsere Unterscheidung zweier Bauphasen II und IIa gibt die bauliche Entwicklung etwas gerafft wieder; in
Wirklichkeit scheint diese sich in mehreren, nicht leicht abgrenzbaren Teilphasen vollzogen zu haben, deren
Darstellung Sache des endgültigen Grabungsberichtes wäre. Wir weichen übrigens in Einzelheiten von dem ersten,
bei Marzolff 1969. 19 ff.; Vilmar 1969,80 ff,, gegebenen Bericht ab (vgl. Anm. 16); s. hierzu schon bei Marzolff 1977,92 f.

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