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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 259
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ken Architektur) nur in grobem Sinne zu gebrauchen. Es zeichnen sich
immerhin unter den einschiffigen klösterlichen Kirchenbauten, in
einigen Fällen durch die Bautenabfolge an Grabungsplätzen (Schuttern!)
belegt, eine .ältere (merowingische)' und eine Jüngere (karolingische)'
Gruppe ab70, die erste in der Überzahl durch kleine Abmessungen
gekennzeichnet, die zweite in der Mehrzahl durch größere Abmessungen
(dabei vielfach gleiche oder ähnliche Breitenmaße des Hauptbaus).
Gemeinsam ist beiden Gruppen das häufige - mehr als die Hälfte der
Beispiele betreffende - Vorkommen der Annexbauten71. Bei den .älteren'
Bauten ist eine halbrunde, meist eingezogene Apsis häufig, doch nicht
vorherrschend, bei den jüngeren' verhältnismäßig selten, viel häufiger
bei diesen dagegen das rechteckige eingezogene Altarhaus, fast ebenso
häufig nun aber der nicht eingezogene, im Langhaus einbegriffene (und
mit dem Chor vereinigte) Altarraum, nicht selten ferner ein westlicher
Vorraum. Jeweils in einem einzigen sicheren Fall (Liguge II bzw.
Eßlingen II72) erscheint bei diesen einschiffigen Bauten eine Krypta. Die
weiteren Klausurbauten (so weit bekannt) schließen in nicht ganz
straffem Schema an die Kirche an73. Die meisten genannten Merkmale -
Rechteckform des Hauptbaus, fakultativ außerdem eingezogene Apsis,
westlicher Vorraum und seitlicher Annex bzw. Annexe sind bereits dem
spätantiken Kirchenbau nördlich der Alpen zu eigen "4; die Kontinuität
zeigt sich deutlich in Romainmötier75, wo der Bau des frühen
7. Jahrhunderts, mit vergrößerten Abmessungen, den Grundriß des
5. Jahrhunderts genau wiederholt. Selten ist bei den spätantiken Bauten
dagegen eine Unterteilung des eigentlichen, saalartigen Hauptbaus zu
bemerken. Es fehlen wiederum bei den frühmittelalterlichen zwei
charakteristische .frühchristliche' Einrichtungsteile: die freistehende,

70 Zu beachten ist, daß in merowingischer Periode die Klöster nur im Einzelfall Schrittmacher architektonischer
Entwicklung sind, ganz anders als namentlich in hochkarolingischer Penode. So erscheinen denn die echten
Basiliken nach stadtrömischem Vorbild, mit oder ohne Querhaus, auch mit achsial geordnetem Vorhof. im Bereich
klösterlicher Architektur eben erst in der hochkarolingischen Periode; vgl. bei Lehmann, Karl d. Gr. III (1965). 309 ff.
Bezeichnend der Ersatz der einschiffigen Reichenauer Klosterkirche durch einen Basilikalbau (vor 816). dgl. in
Solnhofen (um 819).

71 In welcher Weise bei den frühen Bauten die Annexe mit dem Hauptraum verbunden waren, ist nach den
Fundamentbefunden schwer zu ermitteln; aufgehend erhalten ist der entsprechende Bestand einzig in Liguge II in
Aquitanien: Gallia 21/1963. 461 ff.; 25/1967. 260ff

72 Liguge: wie in Anm. 71. Eßlingen: Fehring 1972. 12. - Zu Sackingen s. Anm. 36.

73 Ein breiterer Forschungsstand sollte es erlauben, u. a. das Verhältnis zwischen frühen Klosteranlagen (sowohl der
lockeren ältesten als der geschlossenen, namentlich benediktinischen Anlagen) und antiker Villenarchitektur der
Transalpina zu präzisieren. - Martins Liguge ward, um 361, in einer Villa begründet. Die Quellen zusammengestellt
bei J. Fendel, Ursprung und Entwicklung der christlichen Klosteranlage: Die frühmittelalterlichen Anlagen (1927).
Zu den Anfängen auch E. Griffe, La Gaule Chretienne ä l'Epoque Romaine. III (1965), 326. s. ferner bei Braunfels, a. O.
(1969), 11 ff. 18 ff.

74 Dies betont auch Fehring 1972. 7. s. auch bei Sennhauser, Akten VII. Internat. Kongr. Christi. Archäol. 1965 (1968).
695 696. Eine gute Übersicht über einschiffige spätantike Kirchenbauten des südlichen und südöstlichen
Mitteleuropa (mit besonderem Bezug auf Aquileja) bietet Kl. Gamber, Domus Ecclesiae (1968), 19 -62, eine kritische
Revision derselben Th. Ulbert, Vranje bei Sevnica (1975), 65 ff. Für den Bereich der Schweiz R. Moosbrugger-Leu, Die
Schweiz zur Merowingerzeit (1971). B. 59 ff.

75 Oswald Schaefer - Sennhauser, 286 f. Moosbrugger-Leu. a. O. (1971)66.71 setzt die Bautenabfolge hier gut 150 Jahre
später an. wodurch das Phänomen aber nicht beeinträchtigt ist.

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