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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 339
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in Straßburg gewarnt, traf man in Karlsruhe Vorsichtsmaßnahmen, um
Aufständen im eigenen Land zu wehren177. Der Kehler Posten wurde
verstärkt, Bürgerpatrouillen aufgestellt und die Ausweiskontrollen
verschärft. Dennoch brachen Mitte August die ersten Unruhen aus. Am
19. August kam es in Neusatz zum Tumult. Der mißliebige Schultheiß
wurde verjagt und der badische Beamte Pecher ergriff das Hasenpanier.

Am Sonntag, dem 23. August, gegen halb zwölf nachts wurden die
Einwohner von Schwarzach durch Klopfen an den Läden geweckt und
aufs Rathaus gerufen. Abordnungen gingen nach Hildmannsfeld, Moos,
Ulm und Greffern, um die Bürger nach Schwarzach zur Aufzeichnung der
Beschwerden zu versammeln und die sofortige Abstellung der Mißstände
zu fordern. Die Unruhen dauerten bis Montagabend fort. Erst nach
Ankunft des badischen Hofassessors Eichrodt gingen die Tumultuanten
auseinander. Die Gemeinden mußten Deputierte nach Bühl zum gerade
dort weilenden Markgrafen schicken. Nach ihrer Rückkehr ermahnten
die Abgeordneten ihre Gemeinden zu Ruhe und Ordnung. Markgraf Karl
Friedrich ließ ein Militärkommando von über 100 Mann mit Kanonen in
Schwarzach einmarschieren. Als die Soldaten einrückten, wurde abermals
„gestürmt". Auswärtige wurden herbeigerufen. Man schrie, das
Kloster habe die Truppen kommen lassen, es müsse sie nun auch
unterbringen und verpflegen. Damit war aber schon der Aufstandsversuch
beendet.

Von badischer Seite verdächtigte man aufgrund der Aussagen eines
Deputierten die Patres Benedikt und Hieronymus zusammen mit dem
Amtmann Groß und dem „Ex"-prälaten Anselm Gauckler, die Unruhen
angestiftet zu haben, um die Absetzung des Administrators Beda Dilg zu
erlangen und die Wahl des Priors Benedikt Werle zum Abt zu betreiben.
Diese Verdächtigungen stellten sich später nach badischer Ansicht als
nicht stichhaltig heraus. Glaubhaft erscheint jedoch die Angabe, daß
man von Seiten des Klosters die eigene Zuständigkeit für die Einreichung
und Abstellung der Beschwerden betont und die Kompetenz des Hofgerichtsassessors
Eichrodt bestritten habe. Die Bürger waren aber vor
allem an der Abstellung der Mißstände interessiert178.

Die Rädelsführer der Unruhen wurden verhaftet. Es handelte sich in der
Hauptsache um junge Männer zwischen 20 und 30 Jahren. Ein einheitlicher
Plan und ein führender Kopf waren nicht auszumachen. Die
Hauptschuldigen warf man ins Zuchthaus nach Pforzheim, wo sie Strafen
von 1-2 Jahren verbüßen mußten.

Die Schwarzacher Unruhen und die Beschwerden der Gemeinden waren
wohl mit ein Grund, daß man sich endlich 1790 in Vergleichsverhandlun-

177 GLA 61/3191 Hofratsprotokolle; K. Obser, Baden und die revolutionäre Bewegung auf dem rechten Rheinufer im
Jahre 1789, in: ZGO 43 (1889) 212-247.

178 Beschwerden gegen den Amtmann Beck (Beeck) GLA 229/95793. - 229/77184.

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