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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 364
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Nußbacher Kirche hatte58. Durch den Kauf von Anteilen am Haus
„Reibeisen" in Straßburg erhielt Allerheiligen 1365 Wohnrecht in
Straßburg 59.

Der aus vielen oft kleinen Stücken bestehende Grundbesitz von
Allerheiligen lag überwiegend im vorderen Renchtal und in der
Rheinebene etwa zwischen Offenburg und Sasbach, einiges, meist
Weinberge, auch im Elsaß (z. B. Gertweiler). Da die Verwaltung dieses
Streubesitzes und die Eintreibung der oft geringen Abgaben mit vielen
Umständen verbunden war, ging das Kloster dazu über, die Liegenschaften
an einzelnen Orten zu größeren Einheiten zusammenzufassen
z. B. in Oberkirch, Nußbach, Ebersweier, Sand u. a. Im 15. Jahrhundert,
als es kaum noch Schenkungen erhielt, schuf es sich eine neue
Einnahmequelle, indem es Geld gegen den damals üblichen Zinssatz
(meist 5 %) und unter Sicherung durch Grundbesitz auslieh.

Die Erträgnisse aus den verpachteten Liegenschaften sowie der Eigenwirtschaft
des Klosters, dazu der Zehnt in einigen Orten und die Spenden
aus dem Opferstock der Klosterkirche bildeten die Einnahmen der
Chorherren von Allerheiligen. Sie hatten jedoch keine gemeinsame
Kasse, sondern die Einnahmen bestimmter Güter gehörten dem Propst
(z. B. die von Nußbach) und die der andern dem Konvent. Die Einkünfte
des Propstes verwaltete die Kämmerei, die des Konventes die Pi(e)tanz60.
Diese erhielt häufig Schenkungen, um die Kost der Ordensbrüder an
bestimmten Tagen (z. B. dem Todestag des Stifters) aufzubessern.
Daneben gab es noch das Meßamt, das die Meßstiftungen betreute, ein
Amt, das das Siechenhaus verwaltete, und die Küsterei, die für alles
aufkam, was für den Gottesdienst benötigt wurde. Dieses Amt war allein
in der Lage, Geld gegen Zins auszuleihen. Unverständlich bleibt, wie
trotz der vielen Liegenschaften die Einnahmen des Stifts zeitweilig so
gering waren, daß sie kaum zu einem angemessenen Lebensunterhalt für
den Propst und den Konvent ausreichten. Infolgedessen sah man sich
gezwungen, die Zahl der Kanoniker und damit auch der täglichen Messen
stark zu beschränken. 1407 belief sich das Einkommen aus Naturalien,
Zinsen und Renten nach zuverlässiger Schätzung jährlich auf 100 Mark
Silber (etwa 2 000 fl). Darum gestattete Papst Gregor XII., um dem Kloster
finanziell aufzuhelfen, daß ihm die Kirche in Appenweier mit all ihren
Einkünften einverleibt wurde;61 das Patronatsrecht besaß es bereits.

58 GLA 67/1 (Urk. v. 25. 9. 1327).

59 GLA67/1 (Urk. v. 7. 5. 1365). Das Haus lag auf dem Platz des ehemaligen Jesuitenkollegs, des heutigen Lycee Fustel de
Coulanges.

60 Pitanz, auch Pietanz (von lat. pietas = Frömmigkeit. Gnade) bezeichnet die an bestimmten Tagen gewährte bessere
oder reichlichere Kost in Klöstern sowie das Amt. das sie verwaltet.

61 GLA 67/1 (Urk. v. 10. 5. 1407).

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