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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 367
(PDF, 129 MB)
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Damals erhielt das Münster jene Gestalt, die es bis zur Aufhebung des
Klosters 1803 besaß.

Der Meister, der mit den Wiederaufbauarbeiten betraut war, ist
unbekannt. Unter Verwendung der noch brauchbaren Mauern erneuerte
er das Langhaus als spätgotische Halle, wölbte Mittel- und Seitenschiffe
ein und verbreiterte die Vorhalle, die nun auch den Seitenschiffen
vorgelagert war. Ein Satteldach umschloß alle 3 Schiffe. Ebenfalls
neugestaltet wurde der Kreuzgang. Die Allerheiliger Klosterkirche
enthielt jetzt Bauteile aus der spätromanischen, früh- und hochgotischen
sowie spätgotischen Stilperiode.

Bald nach dem Brand entstand dem Kloster eine neue Aufgabe, die
Weiterführung des Baues der Wallfahrtskirche in Lautenbach70.1471 von
der Ortenauer Ritterschaft begonnen, übernahm 1480 der Propst
Johannes Magistri (1477-1492) im Einverständnis mit dem Bischof
Albrecht von Bayern den Bau für Allerheiligen, den er „notabiliter et
speciose" (bemerkenswert und prächtig) auszuführen gedachte. Mit der
Bauführung wurde der Steinmetz Hans Hertwig von Bergzabern, ein
Mitglied der Straßburger Dombauhütte, beauftragt.

Die einschiffige Kirche mit dem verhältnismäßig langen Chor wurde 1483
eingeweiht. In das Langhaus baute man 1485 die Gnadenkapelle ein, die
mit ihrem überreichen Maßwerk „das üppigste Schaustück ist, das die
Spätgotik in Mittelbaden hervorgezaubert hat" (J. Sauer)71. Die größte
Kostbarkeit der Kirche ist der spätgotische Flügelaltar aus dem Ende des
15. Jahrhunderts. Der Meister ist unbekannt. An den Malereien der
Seitenflügel soll M. Grünewald beteiligt gewesen sein. Der bis heute
erhalten gebliebene Lettner stammt von 1488. Die Fenster mit den
Stifterbildern der Ortenauer Ritterschaft wurden in der Werkstatt des
Straßburger Glasmalers Peter Hemmel von Andlau angefertigt.

Zur Finanzierung des Baues durfte mit päpstlicher und bischöflicher
Erlaubnis 148072 ein Opferstock aufgestellt werden. Außerdem erreichte
Propst Johannes 149173, daß die Besitzungen und Einkünfte der Klause
Oberdorf bei Oberkirch auf das neue Heiligtum übertragen wurden,
damit ein Wallfahrtspfarrer angestellt werden konnte.

Die neue schöne Kirche in der freundlichen Landschaft des Renchtales,
in der Nähe der Stadt Oberkirch und nicht weit entfernt von Straßburg,
dem religiösen und kulturellen Mittelpunkt des Raumes, weckte
verstärkt in einigen Kanonikern das Verlangen, das Kloster in der

70 Wingenroth, Lautenbach. H. Heid, Bad. Heimat 57/1977, 263-273. Ruppert, FDA 24/1895, S. 273 290,

71 Ortenau 40/1960, 348.

72 GLA 67/8 (Urk. v. 8. 10. 1480).

73 Ebd. (Urk. v. 14. 5. 1491).

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