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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 368
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entlegenen, rauhen Waldeinsamkeit (nach J. Wimpfeling einem
„schauerlichen Ort") aufzugeben und nach Lautenbach zu ziehen. Die
Chorherren machten sich die Entscheidung nicht leicht. Sie befragten die
Freunde und Gönner des Klosters. Johannes Magistri, ein streng auf die
Einhaltung der Klosterdisziplin achtender Propst, trug die Angelegenheit
dem Generalkapitel in Premontre vor, und dieses bestimmte, daß das
Kloster nicht verlegt werden dürfe. So beschlossen die Herren 1484
einstimmig, in Allerheiligen zu bleiben74. Ja, sie setzten fest, jeder
Neueintretende müsse schwören, nie einer Verlegung des Klosters nach
Lautenbach oder einem andern Ort zuzustimmen. Gründe für diese
Entscheidung waren die Treue gegenüber dem Willen der Stifter, die
Sorge, daß infolge ihrer Abwesenheit das Gebet für die auf dem
Klosterfriedhof ruhenden Gönner verstumme, vor allem die Erkenntnis,
daß die großen Privilegien an den gegenwärtigen Ort des Klosters
gebunden sind. Der Beschluß zeugt von dem guten Geist, der die 12
abstimmenden Kanoniker beseelte und von dem Verantwortungsbewußtsein
für die anvertraute Stiftung. Die latinisierten Namen von 3 der
Mitglieder des Konventes (Johannes Magistri,75 Jacobus Fabri, Con-
radus Sutoris) lassen darauf schließen, daß der Humanismus in Allerheiligen
Eingang gefunden hat.

Allerheiligen in der Zeit der religiösen Auseinandersetzungen

Große Belastungen und Gefahren brachte für Allerheiligen die Reformation
mit ihren religiösen und sozialen Auswirkungen. Trotz der guten
Beziehungen zu Straßburg, das 1529 die Messe abschaffte und die Klöster
aufhob, blieben die Chorherren von Allerheiligen dem alten Glauben und
ihren Ordensgelübden treu. Es ist kein Name eines Ausgetretenen
bekannt.

Viel Schaden erlitt das Stift im Bauernkrieg 1525. Streitigkeiten zwischen
ihm und den zu Abgaben verpflichteten Bauern hatte es immer wieder
gegeben, aber sie konnten jedesmal bereinigt werden. Die Forderungen
der Bauern im Bauernkrieg und ihre Ziele waren anderer Art.

Als die aufständischen Massen das Kloster Schwarzach in Brand
gesteckt hatten, zogen sie unter Führung ihres Obersten Hauptmannes
Jörg von Wimpfen aus Achern anfangs Mai 1525 vom Hanauerland ins
Renchtal, zerstörten den Klosterhof in Oberkirch und plünderten die
Kirchen in Oberkirch, Lautenbach und Allerheiligen76. Kurz zuvor
hatten die Allerheiliger Herren ihr Archiv auf der Schauenburg in
Sicherheit gebracht. Die in den Kirchen begangenen Greuel und der

74 Ebd. (Urk. v. 11. Juni 1484).

75 magister bezeichnet Meister ganz allgemein, nicht bloß Schulmeister. Die Form magistri ist als genetivus definitivus
zu betrachten, der zur näheren Erklärung eines Nomens dient. Der Propst heißt mit Nachname Meister, latinisiert
Magister.

76 vgl. K. Hartfelder, Zur Geschichte des Bauernkrieges in Südwestdeutschland, Stuttgart 1884.

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