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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 371
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in Oberkirch Eingang zu verschaffen, kam es immer wieder zu Spannungen
mit den dortigen aus Allerheiligen stammenden Pfarrern, die in
ihrem Kloster einen starken Rückhalt hatten.

Johannes Schüßler, der sich so große Verdienste um die Wiederherstellung
von Allerheiligen erworben hatte, blieb nicht lange im Amt. Er
mußte es 1601 niederlegen, vermutlich weil er nicht kanonisch gewählt
war. Aber die Erinnerung an ihn blieb erhalten. Um die rechtlichen
Verhältnisse sicherzustellen, ließ er die wichtigsten Dokumente des
Klosters, vor allem die Schenkungs- und Kaufurkunden in Kopial-
büchern abschreiben.

Das Kloster war wieder in Händen des Ordens. Der Konvent muß sehr
klein gewesen sein, denn die Pröpste der folgenden Zeit stammten aus
andern Klöstern. Noch lag die Klosterzucht im argen. Vor allem erregte
der aus Ursberg stammende Propst Paulus Klein (1601-1613) durch sein
anstößiges Leben, seine Verschleuderung von Klostereigentum, seine
dauernde Abwesenheit vom Stift und seine Wilddieberreien Anstoß84.
Inzwischen hatten die Reformbestrebungen des Konzils von Trient auch
den Prämonstratenserorden erfaßt. Sein lothringischer Zweig unter
Führung des Abtes Servais de Lairuelz von Pont-ä-Mousson strebte seine
Erneuerung in der ursprünglichen Strenge an. Vom Abt in Premontre mit
mehreren Visitationen in Allerheiligen beauftragt, gelang es ihm
schließlich, den Propst Paulus Klein85 zur Abdankung zu bewegen und
das Klosterleben im Sinne der Regel wiederherzustellen86. Einige der
jüngeren Ordensbrüder wurden nach Pont-ä-Mousson geschickt, um dort
ihre Studien durchzuführen. Zu ihnen gehörte der hochverehrte langjährige
Prior Georg Hempfer (f 28. 3. 1648). Damit begann der
Wiederaufstieg Allerheiligens. Um ihn machten sich besonders verdient
der Hagenauer Laurentius Scheffler (1613-1639) - er war der erste nach
der Wiederherstellung des Klosters vom Konvent gewählte Propst -
sowie der aus dem Kapplertal stammende Propst Norbert Hodapp
(1640-1653)87. Seiner Persönlichkeit gelang es immer wieder während des
Dreißigjährigen Krieges, die Wut der plündernden Soldaten zu dämpfen
und größeren Schaden vom Kloster abzuhalten. Dabei kam ihm zu
statten, daß Kardinal Richelieu, der große französische Staatsmann, 1637
die Leitung des gesamten Prämonstratenserordens in die Hand genommen
hatte. Von größeren Brandschatzungen und Plünderungen blieb das
Stift verschont; aber infolge der Verödung des Landes und des Schwundes

84 GLA 84/60 (Denkschrift des Oberamtmannes Gerbelius v. 11. 2. 1606)

85 Vielleicht erinnert an ihn die Gestalt des „Bruder Pauli", eines Schreckgeistes, der in den Allerheiliger
Waldungen umgehen muß, weil er einst aus silbernen Kruzifixen Kugeln für seine Wilddiebereien gegossen hat. Er
erschreckt Waldarbeiter und beerensuchende Frauen und erschwert die Last von Ochsenfuhrwerken, die den Berg
hinauffahren u. a.

86 GLA 65/1906 (Visitationsberichte).

87 Auf Norbert Hodapp gehen z. T. die Notitiae historicae de canonia Sanctorensi (1640/53) zurück. Vgl. Baier, FDA
43/1915, 201-256.

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