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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 373
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der Frühzeit üblichen Titels frater nannten sich die Priester des Ordens
seit dem 17. Jahrhundert Pater.

Das Leben innerhalb der Ordensgemeinschaft vollzog sich nach der in der
schwäbischen Zirkarie festgesetzten Tagesordnung85. Wegen des unwirtlichen
Klimas war es allerdings den Allerheiliger Patres gestattet, die
Matutin nicht um Mitternacht, sondern um 4 Uhr in der Frühe zu beten.
Die Hören sangen sie in der den Prämonstratensern eigenen Art, schwer
und langsam, so daß der Inhalt dabei betrachtet werden konnte. Das
strenge Ordensfasten wurde eingehalten. Den Wunsch, in der Vorfastenzeit
Fleisch essen zu dürfen, lehnte die Ordensleitung86 ab, da seine
Erfüllung gegen die Regel des Ordens verstoße. Nach dem Tridentiner
Konzil gaben die Prämonstratenser ihre ordenseigene Weise, die Messe
zu feiern, auf und übernahmen die römische Liturgie. Die feierlichen
Gottesdienste in der Klosterkirche, die Gelegenheit zu beichten und die
Möglichkeit, viele Reliquien zu verehren zogen viele Pilger an, gar als
Abt Felix Kemmerle 1773 die Gebeine der hl. Klemens und Bonifatius aus
den Katakomben überführen ließ87. An den großen Feiertagen konnten
über 2 000 Pilger gezählt werden; während des Jahres wurden über 10 000
Beichten gehört88.

Wie die andern deutschen Klöster des Prämonstratenserordens waren
auch die Chorherrn von Allerheiligen für die Kunst des Barock
aufgeschlossen. Gottlob verhinderten die beschränkten räumlichen und
finanziellen Verhältnisse sowie der sparsame Sinn der Äbte den Neubau
der Klosterkirche. Ihr Inneres wurde dagegen in barockem Stil
ausgestattet. Eine eigene Kunstwerkstätte besaß die Abtei nicht. 1658
bestellte Abt Anastasius bei dem Rottweiler Künstler Christoph Kraft
2 neue Flügel für den Hochaltar89. Abt Karl Pulser gab 1756 den
Josephsaltar und ein neues Chorgitter in Auftrag90. Neue Seitenaltäre
ließ Abt Felix Kemmerle anfertigen. Obwohl die Kirche innen nur
geweißt und nicht mit Stuck verziert war, muß der helle Raum doch ein
Schmuckstück für die Gegend gewesen sein.

Die Musik wurde im Kloster auch gepflegt, aber besondere Leistungen
scheinen nicht erbracht worden zu sein.

Viel Mühe wandte die Klosterleitung auf, um den Ordensnachwuchs
wissenschaftlich zu schulen. Auf der Hauslehranstalt wurde er in
Philosophie und Theologie unterwiesen und zwar im Hinblick auf ihre

85 GLA 65/1906.

86 GLA 84/9 (Schreiben des Abtes von Prem. v. 25. 2. 1731).

87 G. Mayer. Triumphierende Ubersetzung zweier heiliger Leiber, der Blutzeugen Clemens und Bonifatius, welche im
Stift Allerheiligen begangen. Rastatt 1773.

88 GLA 84/62 (undatiertes Konzept eines Schreibens an den Papst).

89 Notitiae historicae FDA 43/1915, 229.

90 GLA 84/49 (Akkord von 1756)

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