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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 375
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nachten das Vaterunser, bis zum Beginn der Vorfasten „Der Tag der ist so
freudenreich" und in der Fastenzeit „Die sieben Worte Christi am
Kreuz", Lieder, die auch heute noch in den katholischen Gesangbüchern
stehen. Gemäß den Beschlüssen des Tridentinums müssen die Pfarrer
Tauf-, Ehe- und Sterbebücher führen. An Dreikönig haben sie im Kloster
eine genaue Aufstellung ihrer Einnahmen und Ausgaben abzuliefern.
Besuch von Gasthäusern, Teilnahme an Gelagen u. a. waren ihnen streng
untersagt. Die Lebensweise der als Pfarrer eingesetzten Kanoniker
richtete sich nach der des Klosters. Um sie durch ihr Leben unter dem
Volk nicht allzu sehr dem geregelten Klosterleben zu entfremden, blieben
sie meist nur wenige Jahre auf der Pfarrei, ein Umstand, der oft
beanstandet wurde.

Großes Ansehen genoß im 18. Jahrhundert das Gymnasium von Allerheiligen
. Es war hervorgegangen aus der Klosterschule, die wahrscheinlich
schon im späten Mittelalter bestanden hat. Erstmalig erwähnt wird
sie 1594 in dem Schreiben des Propstes Jakob Jehle an den Markgrafen
von Brandenburg, dessen Räte sie schließen ließen. Wohl blieben keine
Schulakten erhalten bzw. sind nicht aufzufinden. Dennoch kann man
sich aus einigen spärlichen Angaben95 und dem Schulbetrieb an den
Prämonstratenserklöstern der schwäbischen Provinz, besonders des
Stiftes Roggenburg96, eine Vorstellung machen.

Das Gymnasium war eine Internatsschule, die von etwa 50 Schülern
besucht wurde. Die wohlhabenderen hatten ein Kostgeld zu entrichten,
während die unbemittelten umsonst unterrichtet wurden. Die Zöglinge
stammten meist aus den mittleren und gehobenen Schichten Mittelbadens
, aber auch der angrenzenden Gebiete. Den Unterricht erteilten in
den Jahren vor der Säkularisation 3 Patres; in der Freizeit wurden die
Gymnasiasten von einem Präfekten, dem ludimoderator, betreut. Sie
bewohnten ein eigenes Haus, aßen und schliefen gemeinsam in einem
Schlafsaal. Der Tagesverlauf war streng geregelt. Er war eingeteilt in
Zeiten für den Unterricht, gewöhnlich vormittags und nachmittags
2 Stunden, für die Vorbereitung, für den Gottesdienst, die religiöse
Unterweisung und die Freizeit. Jeder Schüler hatte ein kleines Stück
Garten zu bearbeiten. Hauptlehrfach war Latein. In mehreren Jahreskursen
wurde die lateinische Grammatik gelehrt und in die lateinischen
Schriftsteller eingeführt. Außerdem wurde Unterricht erteilt in Griechisch
und Hebräisch, in Französisch, Englisch und Italienisch, auch
Mathematik und Erdkunde. Um Mariä Himmelfahrt fanden die Prüfungen
statt. Die Ferien begannen an Mariä Geburt (8. September) und
dauerten bis zum Ursulatag (21. Oktober). Ein Höhepunkt im schulischen

95 OA Nachlaß/95 Haid: Sammelband (Auszüge und Abschriften des Malers Walz in Oberkirch aus Klosterakten).

96 vgl. F. Tucher, Das Reichstift Roggenburg im 18. Jahrhundert, Weißenhorn 1976.

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