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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 380
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0380
Pressungen zwangen 1798 Abt Wilhelm Fischer (1797-1803), silberne
Gefäße, u. a. zu veräußern, um aus der größten Not herauszukommen u6.

Allerheiligen und die Waldgenossen

Noch in anderer Hinsicht erfuhr Allerheiligen die Wirkungen der
Französischen Revolution. Angeregt durch das Beispiel der französischen
Bauern, die sich nach dem Bastillesturm gegen die Feudalherren
erhoben und ihre Schlösser verwüstet hatten, zogen Bauern aus
Renchen, Ulm, Waldulm und Kappelrodeck im Spätjahr 1789 bewaffnet
gegen Allerheiligen, besetzten die Höhe bei der Ursulakapelle und
bedrohten das Kloster. Grund für dieses Vorgehen war der erneute
Ausbruch des jahrhundertealten Streits zwischen dem Stift und den
Waldgenossen, den Bauern der Gerichte Renchen, Ulm und Waldulm
sowie den beiden Freistett. Er hatte seine Ursache in dem gemeinsamen
Eigentum der beiden Parteien an größeren Waldgebieten im hinteren
Unterwasser (der sog. Kapellenwald), im Ulmhard (zwischen Waldulm
und Mosbach) und im Maiwald (zwischen Wagshurst und Memprechts-
hofen). Als die Klosterknechte 1509 im Kapellenwald rodeten, kam es zu
Tätlichkeiten, da sich die Waldgenossen dagegen wehrten, daß durch die
Rodung Gebiete der gemeinsamen Nutzung entzogen werden. Damals
entschied der Straßburger Bischof Wilhelm von Honstein als Landesherr,
daß Allerheiligen die gerodeten Flächen wieder aufforsten müsse, und
untersagte jedes Roden in dem Wald für die Zukunftn7. Doch der Streit
ging weiter, und der „Streitwald" (im Volksmund Strittwald) wurde zu
einem Fall des Reichskammergerichtes in Wetzlar, der noch nicht
entschieden war, als dieses 1806 seine Tätigkeit einstellte. Verschieden
von diesem Prozeß ist der um den Ulmhard, der ebenfalls über 100 Jahre in
Wetzlar anhängig war. Als in dieser Frage das Reichshofgericht in Wien
gegen die Waldgenossen entschied, kam es 1789 zur Erhebung der
Waldgenossen. Kurpfälzische und kurmainzische Truppen stellten im
Auftrag des Reiches bald wieder die Ordnung her. Der milde Abt Felix
verzichtete auf eine strafrechtliche Verfolgung der Aufständischen. Ein
Ende des Streites brachte erst das Urteil des Oberhofgerichtes Mannheim
1810 für den Ulmhard und 1811 für den Streitwald. Die strittigen Gebiete
wurden zwischen dem Staat und den Gemeinden aufgeteilt, die zu den
früheren Gerichten Renchen, Ulm und Waldulm gehörten sowie Kappelrodeck
und Freistett118.

Das Ende von Allerheiligen

Am 29. 11. 1802 wurde das Kloster Allerheiligen, nachdem es über 600
Jahre bestanden hatte, durch den Markgrafen und späteren Kurfürsten

116 Vgl. ebd. 31.

117 67/2 (Vertrag v. 8. 8. 1509)

118 Vgl. Rögele 340-342.

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