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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 405
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von ihrem Haupte meißelte der Steinmetz ein: DIS - WERG - MÄHTE -
MESTER - WILVELIN - VON - STRASBURG 16

Am 25. September 1335 urkundete in Lichtenthai eine „vrowen Agnese"
mit dem bisher ungebräuchlichen Titel „von gotes gnaden Aptissine"17.
Sie entstammte der markgräflichen Familie und regierte bis zum Jahre
1361. Die Abtei erreichte in dieser Zeit den Höhepunkt ihrer mittelalterlichen
Entwicklung, der allerdings bereits den Keim eines raschen
Niedergangs in sich trug. Es lebten damals etwa achtzig Frauen in
Lichtenthai, die größtenteils dem mit dem Hause Baden verwandten oder
befreundeten Adel entstammten. Um ihren Lebensunterhalt zu ermöglichen
, vermachten die verschiedenen markgräflichen Familien dem
Kloster und ihrer Verwandten, Agnes von Baden, je ein Kirchen-
patronat.

So wurde 1342 die Kirche Sankt Jakobus in Steinbach durch den
Straßburger Bischof, Berthold von Bucheck, der Abtei Lichtenthai
eingegliedert18. Es folgte 1344 die Inkorporation der heutigen Altenstädter
Pfarrkirche Sankt Martin in Pforzheim durch den Speyrer
Oberhirten, Gerhard von Ehrenberg19. Auch deren Filiale, die spätere
Schloßkirche Sankt Michael, war in diese Eingliederung einbegriffen,
was 1347 durch eine besondere Urkunde geregelt wurde20. An der
Altenstädter Kirche beseitigte man um jene Zeit die Hauptapsis und
errichtete nach dem Lichtenthaler Vorbild einen gewölbten Chor im
5/8-Schluß. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts wurden Lichtenthai
außerdem die Kirche Sankt Cyriak in Malsch21 und die Pfarrei Sankt
Bartholomäus in Haueneberstein22 inkorporiert.

Hatte die ritterliche Aristokratie im 12. und 13. Jahrhundert im
allgemeinen eine glaubensstarke Daseinshaltung verkörpert, so regte
sich in ihr nach dem Scheitern der Kreuzzüge das Bedürfnis nach
höfischem Genuß und verfeinertem Lebensstil. Diese Grundhaltung
äußerte sich bald auch im Selbstverständnis der Nonnen aus Adelskreisen
und führte zu häufigen Übertretungen der klösterlichen
Observanz.

Wie es im einzelnen damit in Lichtenthai stand, läßt sich aus dem
vorhandenen Quellenmaterial nicht erkennen. In den Akten des
Generalkapitels finden sich jedoch um jene Zeit zahlreiche Beanstandun-

16 Meister Wölflin von Rufach zu Straßburg, gest. um 1355.

17 Uk. v. 1335 IX. 25; ZGO VII 1856, 459.

18 Uk. v. 1342 V. 24; ZGO VII 1856, 480.

19 Uk. v. 1344 VII. 5; ZGO VII/1856, 490.

20 Uk. v. 1347 VI. 26; ZGO VIII 1857. 81.

21 Uk v. 1345 XI. 21; ZGO VIII 1857, 77.

22 Uk. v. 1350, ZGO VIII 1857, 95.

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