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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 419
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Stiftung mit dieser Gedankenwelt in Verbindung bringt,5 die auch auf
eine Heilika nicht ohne Einfluß geblieben sein mag.

Zunächst scheint in Lahr nun wirklich der Gedanke einer Art
Spitalgründung im Vordergrund gestanden zu sein: denn neben den vier
die Gemeinschaft tragenden Fratres und zwei servi sieht die Gründungsurkunde
die Plätze für 12 Kranke und die ihnen Dienenden vor. Der
Orden, dem sich die Gemeinschaft anschloß, bzw. aus dem die ersten
Brüder kamen, war so ganz unter den Gedanken eines Spitalordens
angetreten. Es handelt sich dabei um eine kleine, im ganzen immer nur
regionalen Gemeinschaft, die im Bereich des selben Bistums Straßburg,
aber in seinem elsässischen Teil ihren Anfang genommen hat. Von der
Frauenabtei Andlau aus war es vor 1221 an der Steige in dem dem Kloster
gehörenden Gebiet hinter Wasselnheim ins Lothringische hinüber
gesetzt worden,6 um jenen Spital und Herberge anzubieten, die diese
Steige an den mühsamen Wegen durch die waldreichen Vogesen benutzten
. Der Ort trug zur Unterscheidung der viel begangenen Steige
hinter dem weiter nördlich liegenden Zabern den Namen „Obersteige".
Die von der Gemeinschaft erbaute und benutzte Kirche, um 1230
vollendet, ist noch vorhanden.7 Diese Gemeinschaft hatte die sogenannte
Regel des heiligen Augustinus angenommen. Sonderregeln waren gerade
betont verwehrt worden, da 1215 das 3. Laterankonzil unter Papst
Innozenz III. geboten hatte, neuen Orden nur zuzustimmen, wenn sie eine
der schon vorliegenden Regeln als Richtschnur ihrer Lebensform
wählten.8 Wie weit sie ihre Sonderaufgaben durch den Wortlaut eigener
Statuten umschrieben haben, ist nicht auszumachen, weil diese uns nicht
überliefert sind. Aber klar ist, daß die junge Gemeinschaft bewußt
schlichte Formen gewählt hat; ihr Vorsteher sollte nicht Propst oder gar
Abt sein,9 sondern nur Prior, der nicht auf Lebenszeit amtiert, sondern
nach einigen Jahren wieder wechselt.10 Schon in dieser Verschiedenheit
von den bisherigen - „alten" - Orden zeigt sich der neue Geist, der mit den
Bettelorden eingezogen war - ohne daß die Neugründung in Obersteigen
sich unmittelbar einem der Bettelorden angeschlossen hätte, also auch

5 Schulze. GL 4/1961 1962. 122

6 Jos. Clauß, Historisch-topographisches Wörterbuch des Elsaß (Zabern 1895ff.) 807--808; Barth. Hdb.. 1005-1006

7 F. X Kraus. Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen [. 2 (Straßburg 1877) 213 217; Walter Hotz. Handbuch der
Kunstdenkmäler im Elsaß und in Lothringen (München-Berlin 1965) 159f.. Bild 188.

8 So blieb auch der Ordensgründung des heiligen Dominikus nichts anderes übrig, als ihre Eigenart unter die Form
einer vorhandenen Regel zu stellen: auch die Dominikaner haben die Augusinusregel gewählt.

9 Wie z. B. bei den auch die Augustinusregel befolgenden Prämonstratensern.

10 Manfred Krebs, Die Investiturprotokolle der Diözese Konstanz aus dem 15. Jahrhundert, FDA 66/1938 - 74/1954
Anhang, 59 zeigen den Wechsel von Prioren in dem zu den Steigerklöstern gehörigen Priorat Beerenberg bei
Winterthur für die Jahre 1464. 1468, 1480, also nach vier-, bzw. zwölfjähriger Amtszeit.

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