Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 439
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0439
Bruder des seligen Markgrafen Bernhard II. (f 1458), von Papst Pius II.
Piccolomini auf dem der Türkenabwehr wegen zusammengerufenen
Fürstentag in Mantua erlangt hat. Diese Bulle von 1459 XI294 beschreibt
das Klösterlein folgendermaßen: „unum heremitorium juxta capella
sancte Ursule sitam in silva extra opidum Badensem in loco qui dicitur
Fremersberg Spirensis Dioecesis5 pro usu et habitatione nonnullorum
fratrum." Die Bestätigung war also nur für eine Einsiedelei mit einigen
Ordensbrüdern erbeten worden.

Dieser Charakter blieb dem Klösterlein auf dem Fremersberg für die
ganze Zeit seiner Existenz. Es erfolgte allerdings unter Markgraf
Christoph, dem Sohn Karl I., ein Ausbau auf 12 Mitglieder. 1477 wurde
das Anwesen mit einer Mauer umzogen. Wir haben glücklicherweise für
den inneren Geist und die Bedeutung dieses in der Einsamkeit liegenden
Hauses doch einige Hinweise: einmal die nicht unbeträchtliche Menge
früher gedruckter Bücher, die uns in jenem Rückgabeverzeichnis von
16246 greifbar sind, das angelegt wurde, als Baden-Durlach die weggeführte
Bibliothek wieder ausliefern mußte. Es enthält nicht nur
Verfassernamen und Titel, sondern auch Druckort und Druckjahr und
gibt so einen gut belegten Einblick in das, was man in diesem kleinen
Haus gesammelt hat, um sich für das geistliche Leben zu rüsten und für
die pastorale Wirksamkeit ausgestattet zu sein. Neben Bibelausgaben -
die früheste von 1479, eine deutsche von 1485 - Concordanzen, Bibellexika
, Talmut (Straßburg 1500), Bibelauslegung - besonders Nikolaus
von Lyra, auch Cardinal Hugo7, eine elfbändige Augustinusausgabe
(Basel 1595), dieser Kirchenvater aber auch in Inkunabeln, Origenes,
Tertullian, Cyprian, Ephräm, Gregor von Nazianz, Chrysostomus,
Cassiodor, unter der Pastoralliteratur viel Georg Witzel, unter den
zeitgenössischen Erasmus, Gerson, Biel, Geiler von Kayserberg, Reuch-
lin, auch ein Werk Luthers, Stanislaus Hosius; zur Kirchengeschichte
Eusebius und Trithemius; die deutschsprachige Literatur hat vor allem
Predigtwerke. Nicht selten wurde die Bibliothek aus den Vermächtnissen
benachbarter Pfarrer vermehrt, auch gelegentlich mancher Laien, so
des badischen Landschreibers Johannes Palm,8 der 1471 eine dreibändige

4 GLA 37/110; RMB 8379.

5 Diese Kennzeichnung des Fremersbergs als Gebiet der Speyrer und nicht der Straßburger Diözese dient gern zu der
Annahme, daß im Bereich der Gemeinde Baden-Baden der Verlauf der Diözesangrenze sich nicht dem Flüßlein Oos
anschloß, sondern das ganze Tal. auch seine südlich liegenden Hänge, nach Speyer zu zahlen sei. Mir scheint aber die
Formulierung der papstlichen Bulle, deren Diktator sich sicherlich nicht auskannte, auf unprazise Auskünfte
zurückzugehen: die Bittsteller bitten für ein Klösterlein bei Baden-Baden. Baden-Baden, das damals noch in allen
Teilen nördlich, rechts der Oos lag, gehörte bekanntlich nach Speyer. Es ist doch zu beachten, daß die Hausannalen
des 18. Jahrhunderts in der wörtlichen Copie der Bulle Pius II. stillschweigend ..Spirensis Diocesis" in
„Argentinensis Dioecesis" korrigieren (GLA 65/222. 7') und damit mindestens für ihre Zeit aussagen, wohin sie
gehören.

6 GLA 65/223.

7 Dieser Basler Druck in sechs Bänden von 1504 befindet sich jetzt in der Klosterbibliothek Lichtental frdl. Mitteilung
von Sr. M. Pia Schindele vom 11. III. 1978.

8 RMB 7194. 7656. 7657, 7853, 9619. 10559.

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