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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 460
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gen, diese Kinder in seinem Namen zu sammeln; wenn er es fügt, so heiße
er sie wieder auseinanderzugehen. Damit will ich in meinem Herzen
zufrieden sein. Doch will ich das Meine dazutun, daß sie beieinander
bleiben." Da sprach ich zu ihr: ,,Liebe Mutter, mag sein, daß sie
beieinander bleiben, solange du lebst; wenn du aber stirbst, furcht' ich,
daß sie auseinander müssen."

Da sagte sie zu mir: „Mein lieber Herr, denkt an meine Worte nach
meinem Tod, falls ihr mich überlebt. Ihr sollt wissen, solange ich lebe,
wird es dem Kloster an Armut nie gebrechen, das begehr ich von Gott,
(eine ganz echt franziskanische Auffassung von der Heiligen Armut!)
Dazu sollt ihr noch wissen, daß ich meine Kinder, wenn ich gestorben bin.
so versorgen will, daß sie das Lebensnotwendige besser haben denn zu
meinen Lebzeiten."

Als die Klostergründerin im Jahr 1348 (nach Andern 1347 oder 49) starb,
sollte siqh dies erfüllen. Denn das Kloster hatte nicht nur nach dem
Brand 1330 durch die Hilfe der Königin Agnes eine neue bessere Gestalt
bekommen, wovon Teile auch heute noch existieren, sondern gerade
durch das wundersame Wirken Luitgards durch viele eigenartige Fälle
von Gebetserhörungen kamen so viele Schenkungen und Stiftungen von
der Ortenau bis weit ins Württembergische und in die Schweiz, daß die
Ordensgemeinschaft tatsächlich bis zur Auflösung bei Beginn des letzten
Jahrhunderts aller irdischen Sorgen enthoben gewesen wäre, wenn nicht
die vielfältigen geschichtlichen Ereignisse der großen Welt auch bis in
die Abgeschiedenheit des Witticher Tales gedrungen wären.

20 Jahre hatte sie in der stillen Klause zu Oberwolfach gewirkt, dann
25 Jahre in Wittichen, das sie auf göttlichen Auftrag hin in einer Wildnis
errichtete, die zwar schon im 11. Jahrhundert genannt worden war, aber
doch in aller unheimlichen Wildheit einen wahren Heroismus erforderte,
hier sich überhaupt niederzulassen. Aber die Gewißheit eines göttlichen
Auftrages, an dem sie begreiflicherweise lange zweifeln mußte, war ihr
Triebfeder geworden, daß sie ihr Lied gesungen hat, das bis heute noch
überliefert ist, und das sie begann

„Ich lobe des Vaters anevang,
der sun uns den tod zwang,
und mit des heiligen geistes rat
ein closter in der wüste uf gat..."

Aus den 34 Schwestern, die sie nach ihrer Vision in göttlichem Auftrag zu
sich nahm zum Gedenken an Christi Erdenjahre, wobei sie erfuhr, auch
die Zeit seines Weilens im Mutterschoß mitzuzählen, aus den 34 wurden

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