Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 462
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50 Schwestern, so stark war die Anziehungskraft Wittichens geworden,
waren neue und größere Bauten geworden, die später die ganze Talenge
ausfüllen sollten.

Und kaum hatte man die gute Mutter unter einem gotischen Bogen an der
rechten Seitenwand ihrer Klosterkirche bestattet, so strömte von hier
der vielfache Segen den besuchenden Betern entgegen, Gebetserhörun-
gen in wundervoller Weise, von denen schon in den ersten Jahrzehnten
Dutzende aufgeschrieben wurden und die bis heute noch ihre Fortsetzungen
haben.

Was alles dann aber im Lauf der Jahrhunderte über dies Kloster
Wittichen hereinbrach an Gutem und Leidvollem, soll wenigstens in
Kurzberichten hier folgen in der Art, wie es der Verfasser der
Gemeindechronik „Kaltbrunn-Wittichen einst und jetzt" Albert Hiss
S. 41 ff. geschrieben hat. Was die Gründerin dabei aber ganz besonders
betrifft und deshalb an diesen Daten ihres staunenswerten Lebens
angefügt werden soll, ist das wundersame Ereignis vom 12. April 1629,
denn an diesem Tag geschah, mitten im Dreißigjährigen Krieg das wohl
größte Wunder an der seligen Mutter selbst. An jenem Tag öffnete der
Pater Johann Ludwig a Musis den Sarg, in dem Luitgard seit ihrem Tod,
also seit 282 Jahren, der Ewigkeit entgegenschlief. 1598 in Pfullendorf
geboren, war er Franziskaner in Villingen, erwarb an der Prager
Universität den Grad eines Doktors der Theologie und erhielt mit
29 Jahren im Jahr 1628 in Luzern die Stelle eine Provinzials. Er verehrte
die selige Luitgard aufs höchste und kam von Villingen, wohin er als
Guardian in Speyer vor den Schweden geflüchtet war, nach Wittichen.
Aus dem Protokoll, das er bei der Graböffnung niederschrieb, zitiert Alb.
Hiss in seiner Chronik: „Der Leib der Seligen lag in einer aus Tannenholz
gefertigten Truhe in ganz feuchter, sumpfiger und wässeriger Erde,
woraus man erst, um zum Leibe selbst zu gelangen, einen großen Teil des
Wasser ausschöpfen und Erdreich beseitigen mußte. In der Hirnschale
fand sich noch das ganz frische Gehirn mit allen Äderlein und Fugen
vollständig und unverwest beisammen, grade als wäre es zur selben
Stunde hineingelegt worden und nicht vor 282 Jahren. Sowohl katholische
als nichtkatholische Doktoren und Physiker, die man beizog (unter
ihnen Christian Gabler, der Leibarzt des badischen Markgrafen Wilhelm,
den Villinger Arzt Dr. Jakob Häussler, Dr. Kieffer aus Straßburg und
Dr. Freiburger aus Rottweil) erklärten, daß eine solche Unverwestheit
des Gehirns der Seligen mehr einer verborgenen göttlichen Kraft als
einer natürlichen Ursache zuzuschreiben wäre. Dies umso mehr, da das
Gehirn von Natur aus am schnellsten der Fäulnis unterworfen sei...
Dieses heilige, noch frische Gehirn habe ich in einer gläsernen Ampel
wohl verwahrt und neben dem noch übrigen Gebein in einem zinnernen
Särglein niedergelegt. Dem Särglein habe ich, als Straßburgischer

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