Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 468
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der Fürstenberger Gräfin Barbara für das Kloster als Grablege viel
Umtrieb gab, daß immer wieder eine neue Blüte kommen wollte und sich
nicht entfalten konnte. Wittichen wehrte sich auf dem Landtag in
Wolfach um seine Rechte. 1610 drang schon aus dem nahen Elsaß die
Nachricht vom Krieg herein, die Wertsachen und das Geld wurde nach
Rottweil geflüchtet, Musketiere aus der Wolfacher Bürgerschaft wurden
zum Schutz erbeten, dazwischen gings wieder in einer Visitation um den
geistigen Aufbau, dann kam 1620 die dringende Not, daß die Nonnen nach
Rottweil flüchteten, Hunger und Teuerung drang ins stille Tal, ja auch
der Hexenglaube verschonte Wittichen nicht, und eine der Nonnen
gestand, unter teuflischer Eingebung den Gefährtinnen Gift gegeben zu
haben, Widerstände bei einer Äbtissinnenwahl 1629, alles rankte sich um
diesen sonst so stillen Ort zu Unruhe, Angst und Ratlosigkeiten. Und in
diesem Durcheinander war es, als wolle die selige Stifterin ihr Kloster
durch eigene Kraft wieder herausreißen. Das Wunder der Auffindung
ihres unverwesten Gehirns, das trotz allem Widerwärtigen eine neue
Blüte dieser Stätte verhieß.

Wenn auch die Schweden Bedrängnisse brachten, und der Witticher
Schaffner Heffele sich dem Villinger Streifzug zur Befreiung Wolfachs
anschloß, der unglücklich ausging und noch mehr Not den Wolfachern
brachte, wenn auch die verschiedenen Feinde einander ablösten, wenn
auch der Beichtvater des Klosters, als er in kalter Winternacht Kelche
und sonstiges Kirchengerät in Sicherheit bringen wollte und dabei
erschlagen wurde und zudem noch ein großer Brand das Kloster und der
Großteil der Kirche in Asche legte, daß der Wiederaufbau in dieser
schweren Zeit 30000 Gulden erforderte, und daß das Kloster insgesamt
18 Jahre trotz aller Abgeschiedenheit die ganze Härte des Krieges
erfahren mußte, unter ging es nicht.

Eine letzte Blütezeit, nach einem dritten Klosterbrand 1663, brachte
dann das 18. Jahrhundert, zwar wieder nicht ohne Kriege und Wirren
vielfacher Art bis das beginnende 19. Jahrhundert Wittichen zum
„Zivilbesitz" der Fürstenberger machte und die Säkularisation nach fast
500 Jahren dem Kloster das Ende bereitete.

Die Nonnen konnten noch bis zu ihrem Tod im Kloster bleiben, ernährten
sich kärglich und mühsam mit Handarbeiten und gelegentlichen Hilfeleistungen
. Am 27. März 1841 berichtet das fürstliche Rentamt in
Wolfach, daß am 1. Februar die letzte Klosterfrau Maria Antonia Schmid
das Zeitliche gesegnet hat.

Der größte Teil der Klostergebäude wurde auf fürstliche Veranlassung
abgerissen, erhalten blieb außer der Kirche nur noch der sog. lange Bau
mit seinem hübschen Renaissance Jilrker und dem schönen Portal aus

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