Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 470
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0470
Beginen und Inklusen

Wolfgang Müller

In einem Band „Klöster der Ortenau" darf eine Erscheinung des
mittelalterlichen Frömmigkeitsleben nicht übergangen werden, die zwar
nicht in vollem Sinne den Klöstern zuzurechnen ist, die sich aber
gewisser klösterlicher Formen bedient, ja u.U. diejenigen, die diesen
Weg beschritten, mehr an ein geistliches Leben band als jene, die in ein
Kloster eintraten. Es gab gleichsam zwischen den ausgesprochenen
Ordenshäusern und dem ohne besondere geistliche Bindung im Laienstand
Lebenden Zugehörigkeiten zu kleinen und kleinsten Gemeinschaften
oder gar die Verpflichtung Einzelner zu geitlichem Leben, die eine
sehr bemerkenswerte Ausstrahlung der Klöster und Orden darstellt.
Besonders beachtlich ist, daß diese Formen vor allem von Frauen
aufgegriffen wurden, beachtlich gerade in der Ortenau, wo es eigentlich
an Frauenklöstern irgendwo Mangel hatte: die Zisterzienserinnen in
Wonnental bei Kenzingen und in Lichtental lagen knapp jenseits der
Grenze der alten Ortenau, ebenso das Franziskanerinnenkloster Witti-
chen; freilich in Straßburg war die Zahl der Frauenkonvente aller Art
nicht gering. Aber auch schon die Karolingerzeit gründete Frauenklöster
in Andlau, in Erstein, in Eschau, von den noch früheren Gründungen
auf dem Odilienberg oder Niedermünster ganz zu schweigen: die Ortenau
kennt dazu keine Parallelen.

Seit Ende des 12. und im Laufe des 13. Jahrhunderts haben sich, von den
wallonischen Gebieten um Lüttich ausgehend, gerade in der Frauenwelt
solche neuen quasiklösterlichen Formen entwickelt. Man nannte sie
„Beginen", wobei die Deutung des Namens immer noch umstritten ist.
Vielleicht kommt sie einfach von der gedeckten Farbe ihrer Gewandung,
die uns heute noch in der Farbbezeichnung „beige" greifbar ist. Daß sich
besonders Frauen dieser Zwischenform bedienten, will man mit dem
starken Frauenüberschuß in Verbindung bringen, der durch das vielfache
Hinsterben der Männer in Kriegen und auf den Kreuzzügen
begründet war. Der große Andrang der Frauen auf vorhandene Klöster
der Benediktinerinnen, Zisterzienserinnen, Franziskanerinnen oder
Dominikanerinnen führte rasch zu deren Überfüllung und Aufnahme-

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