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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 471
(PDF, 129 MB)
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sperren; zudem lösten die Prämonstratenser gerade die Frauenkonvente
auf, die sie in der Form von Doppelklöstern bisher unterhalten hatten.
Zü einem geistlichen Leben willige Frauen - es gab auch Männer, die in
ähnlicher, lockerer Weise Lebensgestaltung unter religiösem Grundgedanken
suchten, in der Ortenau in Kippenheim -, taten sich in kleinen
oder ein wenig größerer Zahl zusammen und wurden dann als „Gottshaus
" bezeichnet, lebten aus eigenem Vermögen und - oder - aus
Stiftungen und erwarben sich Unterhalt aus eigener fraulicher Handarbeit
und Krankenpflege. Ihre Beteiligung an den pfarrlichen oder
klösterlichen Gottesdiensten wird uns am meisten dort faßbar, wo im
Zuge von Stiftungen z. B. bei Jahrtagen, auch ihrer bei Distributionen an
Teilnehmer gedacht wird.

Nun hat aber gerade diese Bewegung auch wieder eine viel ältere Form
religiösen Lebens aufgegriffen, die im Zusammenhang mit dem frühesten
Mönchtum zeitweise in Blüte stand: das Inclusorium. Man wird mit allem
Recht betonen müssen, daß die Inclusen, die Klosnerinnen, nicht einfach-
hin mit den Beginen gleichgesetzt werden dürfen.1 Jene ließen sich in
einer Klose, die zumeist an einer Kirche angebaut ist, einschließen
(includere), vielleicht sogar einmauern, einem Gelübde folgend, das diese
Form der Weihe an ein geistliches Leben für bestimmte Zeit oder bis ans
Ende des Lebens als strenge Bindung übernahm. Ein solcher Akt wurde
mit kirchlicher Billigung und u. U. mit großer Feierlichkeit unter viel
Beteiligung des Volkes vollzogen. Die Kirchnähe ermöglichte die
Teilnahme am Gottesdienst, solche Inklusen waren Mittelpunkt für
Ratsuchende, mußten helfen, die Anliegen Bedrängter im Gebet vor Gott
zu vertreten. Sie lebten auch von Vermögen, Stiftungen, Gaben,
Handarbeit oder vielleicht auch Unterricht gerade in der Fertigung
weiblicher Kunstfertigkeiten. Wir wissen auch von dem Abschreiben von
Büchern in Inklusorien.2

So sehr man gut tut, Inklusen und Beginen auseinanderzuhalten, so sehr
sind offenbar in der Praxis die Dinge ineinandergelaufen. Ein bezeichnendes
Beispiel ist in der Ortenau die Klose Oberkirch-Oberdorf: sie wird
ständig als Klose bezeichnet, hat aber offensichtlich sich mindestens in
späterer Zeit ganz wie ein Beginenhaus geführt. Das läßt sich nicht nur
aus der allzu lockeren Disziplin der letzten Jahre schließen, sondern auch
aus der Tätigkeit, die sie ausübten: Krankenpflege war mit dem Eingeschlossensein
nicht vereinbar. So ist verständlich, daß nach der Auflösung
dann doch der Ausdruck „Beginen" übernommen wird.3 So wird
man, besonders bei der im allgemeinen höchst spärlichen Quellenlage,
oftmals nicht klar unterscheiden können, ob bei der Erwähnung von

1 So verlangt Josef Schelb in: FDA 68/1941, 180f.

2 Ebd. 200 f.

3 s. die unter S. 478 Beitrag Pillin Anm. 34 angeführte Quelle

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