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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 504
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0504
Dies zeigte sich an einem Vorfall während der Bauarbeiten. Ein Pater,
der sich besonders beliebt gemacht hatte, wurde versetzt. Daraufhin
traten die Arbeiter in den Streik, der erst wieder beendet wurde, als die
Ordensvorgesetzten den Pater wieder nach Offenburg zurückschickten.

Das Kapuzinerkloster genoß ohne Zweifel großes Ansehen und wurde
von verschiedenen Seiten wirtschaftlich unterstützt, so z. B. vom Kaiser
selbst, den Familien von Schauenburg und von Neveu sowie von der Stadt
und Abtei Gengenbach.

Manch hoher Gast übernachtete im Kloster, so z. B. Herzog Karl von
Lothringen im Jahre 1678. Sehr oft wurde das Kloster als neutraler Ort
für politische Verhandlungen gewählt.

Im Jahre 1688 wurde Offenburg im Verlaufe des Pfälzer Erbfolgekrieges
von französischen Truppen besetzt. Im August 1689 entwickelte sich die
Lage so bedrohlich, daß viele Bürger ihre Habe in das Kapuziner- und
Franziskanerkloster brachten und sich in den Schwarzwaldtälern in
Sicherheit brachten.

Das Zerstörungswerk begann. Die Kapuzinerpatres konnten erreichen,
daß die Einwohner die Stadt verlassen durften.

Am 9. September 1689 - ein Samstag - wurde Offenburg gegen 16 Uhr in
Flammen gesetzt. Der Feuerschein war so hell, daß man in Niederschopfheim
in der Nacht lesen konnte. (Im Pfarrzinsbuch Niederschopfheims
aus jener Zeit findet man: „Ist also ein erschröökliches Feur gewest, das
ich, Caspar Schaupp, in meiner Stuben bey der Nacht in einem Buch hab
gelesen von der Helle des Feuers.")

Mit Ausnahme des Kapuzinerklosters und zweier Häuser in der Kesselgasse
(so das sog. .Schweizer Knappenhaus'; abgerissen im Jahre 1888)
brannte die ganze Stadt nieder. Dieser Umstand wird auf die Sympathie
Ludwigs XIV. dem Kapuzinerorden gegenüber zurückgeführt. Angeblich
soll der französische König selbst befohlen haben, das Kloster zu
schonen. (FDA. 30/1902, 301)

Offenburg war, wie überliefert wurde, „totaliter ruiniert und in Aschen
gelegt, daß nit ein einziges Gebäud zum Trost der armen Bürger und
alliglicher Angehöriger aufrecht geblieben, daß es der Hierosolimitani-
schen Zerstörung wohl gleich geschienen." (Aus einer Bittschrift der
Stadt an den Kaiser und den Reichstag) Der Schaden wurde auf über
1160000 Gulden geschätzt.

Was die Kapuziner in jenen entsetzlichen Tagen für die Bevölkerung
getan haben, ist ein bleibendes Ruhmesblatt für den Orden. Alle Räume
des Klosters waren mit Kranken und Hilfesuchenden belegt, die von den

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