Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 528
(PDF, 129 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0528
daß sie das Kloster bis zu ihrem Ableben bewohnen dürften. Grundsätzlich
war es den Oberkircher Kapuzinern freigestellt, aus dem Kloster
auszutreten und sich irgendwo als Seelsorger niederzulassen. Von dieser
Möglichkeit haben manche Gebrauch gemacht, was daraus ersichtlich
ist, daß die Zahl der Mönche in der Zeit von 1803 bis 1813 sich von 25 auf 11
verringert hat7. Der eine oder andere wird das Kloster nach 1803 wohl
deshalb verlassen haben, weil ihm nach Aufhebung des Klosters
Allerheiligen (14. Februar 1803) die nicht leichte Aufgabe aufgebürdet
wurde, von Oberkirch aus die Seelsorge und den Schulunterricht der in
der Nähe von Allerheiligen wohnenden Gebirgsbevölkerung mitzuübernehmen
. Uber diese zusätzlichen Tätigkeiten war insbesondere der
Guardian des Oberkircher Konvents ungehalten. Am 30. September 1805
richtete er deshalb ein Gesuch an die Bruchsaler Kirchenkommission, in
dem er darlegte, daß der Mönch, der die Gebirgsbevölkerung zu betreuen
habe, für den Dienst im Oberkircher Kloster nicht mehr zur Verfügung
stehe, dem Konvent aber jährlich 182 Gulden und 15 Kreuzer kosteK.

Im Mai des Jahres 1825 zelebrierten die wenigen noch anwesenden
Mönche und die Oberkircher Pfarrgeistlichen den Abschiedsgottesdienst
. Über diesen letzten Gottesdienst und die anschließende Exekrie-
rung ( = Entweihung) der Klosterkirche existiert ein Augenzeugenbericht
, der folgenden Wortlaut hat9: „Ich war ein kleines Kind. Da nahm
mich meine Mutter eines Tages an die Hand und sagte: Heute mußt du mit
mir in die Kirche gehen. Heute ist der letzte Gottesdienst in der
Kapuzinerkirche; das mußt du sehen und für dein ganzes Leben dir
merken. Wir gingen hin. Viele Leute waren herbeigeströmt. Der
Gottesdienst begann, und nach der Messe gingen die Patres in der Kirche
ringsherum, die Weihe von den Wänden wegzunehmen. Alles Volk
weinte und schluchzte, und meine Mutter sagte: das sollst du dein Leben
lang nicht mehr vergessen. Ich weiß aus jener ganzen Zeit nichts mehr,
weil ich noch klein war - aber diesen Morgen in der Kapuzinerkirche, das
Klagen und Weinen und das Herumgehen der Patres habe ich nie mehr
vergessen."

Am Tag nach der Exekrierung der Kapuzinerkirche verließen die letzten
Mönche das Kloster.

Drei der Altäre des Klosters erhielt die im Jahre 1827 erbaute Pfarrkirche
von Ebersweier. Es waren Barockaltäre aus Stuckmarmor und Holz mit
eingelegten Verzierungen, mit Säulen und Gemälden des hl. Franziscus
und des hl. Dominikus, der 14 hl. Nothelfer und des hl. Antonius. Ein
Kreuzigungsbild, das 1758 der Allerheiliger Chorherr Leopold Schwein-

7) ebd. 53.

8) ebd.

9) E. Krebs, (wie Anm. 3).

528


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0528