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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 608
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die unübersehbar aus einer inzwischen vergangenen Zeit herkommt, die
aber auch ihren Anspruch auf Gegenwärtigkeit und auf künftige Geltung
deutlichmacht.

II.

Ein Besucher, der sich für das Werk und seine Geschichte interessiert,
würde gewiß ins „Mutter-Jolberg-Zimmer" geführt, wie die Schwestern
die Gute Stube des Mutterhauses nennen; mit Möbelstücken aus Mutter
Jolbergs Zeiten und mancherlei geschmackvoll Nachempfundenen;
Regine Jolberg, als junge, hübsche Frau von Stand gemalt, im kleinen
Messingoval und auch im großen Holzrahmen, als alte Mutter ihrer
Schwesternschaft feierlich photographiert, was ja in jenen Jahren noch
ein rechtes Abenteuer gewesen sein dürfte. Mutter Jolberg, Regine Julie
Jolberg, am 30. Juni 1800 als Tochter des wohlhabenden jüdischen
Kaufmanns David Zimmern geboren und in Heidelberg aufgewachsen,
nach der Geburt zweier Töchter aus der Ehe mit Leopold Neustetel früh
verwitwet, 1826 mit ihrem zweiten Ehemann Salomon Jolberg zum
evangelischen Glauben übergetreten und getauft, bald aufs neue
verwitwet, bei allem schwerem Erleben immer von der liebevollen
Fürsorge des Vaters und später des älteren Bruders umgeben und vor
schlimmer Not bewahrt. Eine junge Frau, die Anteil hat an aller Bildung,
die damals einem Mädchen aus bürgerlichem Haus und jüdischem
Geschlecht zugänglich war, den mancherlei großen Ideen des Zeitalters
durchaus aufgeschlossen, insbesondere schon früh dem Gedanken
der Erziehung des Volkes, mit erstaunlich vielen bemerkenswerten
Zeitgenossen bekannt und befreundet, ihnen ein Leben lang im regen
brieflichen Austausch verbunden. Um Einzelheiten zu erfahren, müßte
man die zweibändige Biographie ihres späteren Schwiegersohnes Gottlieb
Wilhelm Brandt: „Mutter Jolberg; Gründerin und Vorsteherin des
Mutterhauses für Kinderpflege zu Nonnenweier, ihr Leben und Wirken
"2, studieren, die auch allen späteren Biographen als Quelle und
Vorlage diente3.

Der Geist des Zeitalters äußerte sich in mancher Bewegung und in
manchem kleinen oder großen Vorhaben, zuweilen ganz dem Alten und
seiner engen Ordnung verpflichtet, zuweilen voll erweckten Eifers für
alles Neue, Große, Weite und dennoch friedlich und gesittet, zuweilen
aber auch recht ungebärdig und unversöhnlich gegen alles Hergebrachte
und ganz auf Umsturz aus und 1848 zur beinahe gelungenen Revolution
fähig. Regine Jolberg hielt nichts von Revolutionären und ihrem

2 2 Bde. Barmen 1871 1872.

3 Wilhelm Ziegler, Mutter Jolberg und die Väter des Nonnenweierer Werkes. Karlsruhe 1925; vgl. a. Bad. Bibliographie
VI (Stuttgart 1973) nr. 34749.

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