Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 613
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Jahresfest der dort gegründeten „Rettungsanstalt". Von Jahr zu Jahr
waren es auch mehr Schwestern, die da von weither zusammenströmten.
Wo es möglich war, brachten die Schwestern auch ihre Kinder mit, und
diese nahmen im großen Kreis der Festgemeinde auf ihre Weise mit
Liedern und biblischen Worten am Gotteslob teil. Das muß zu jener Zeit
ein ganz starkes Erlebnis für erwachsene Leute gewesen sein, daß kleine
Kinder klar und deutlich vor einer großen Menschenmenge ein im Wort
der Heiligen Schrift gegründetes Bekenntnis zu ihrem Heiland und zum
guten Hirten ablegten! Es soll weitgereiste und lebenserfahrene Männer
gegeben haben, denen dabei vor Ergriffenheit die Tränen kamen. Vieles
von dem, was heute an schulischer und kirchlicher Bildungsarbeit
selbstverständlich ist, gab es ja damals entweder noch gar nicht, oder es
war Kindern aus dem einfachen Volk nicht zugänglich.

Stundenlang dauerten diese Festversammlungen, die, weil es keinen
Raum gab, der groß genug für alle Gäste gewesen wäre, im „Wäldele",
dem alten Park beim Schlößchen stattfanden. (Erst nach 1907, als die
heutige große Nonnenweierer Kirche gebaut worden war, konnte man
bei schlechtem Wetter dorthin ausweichen.) Eine noch ganz ungebrochene
Freude am Wort der Verkündigung ist aus den alten Berichten zu
spüren, und jeder, der auftrat, um vor der Festgemeinde zu reden, tat es
offenbar in dem Eifer, die geistliche Kraft des Wortes Gottes zu erweisen.
Manchmal war es ein Dutzend solcher erwecklicher und erbaulicher
Reden, die, vom lebhaften Gesang alter und neuer Glaubenslieder
unterbrochen, einander folgten.

Beim Bericht über das Geschehen seit dem letzten Fest wurde von Jahr zu
Jahr deutlicher, wie schnell und wie weit sich das Werk aus seinen
bescheidenen Anfängen ausbreitete. Die in großer Zahl eintretenden
Mädchen kamen inzwischen von weither: aus der (damals noch Bayrischen
) Pfalz, aus Rheinhessen, aus dem Odenwald, aus Oberhessen, aus
dem Preußischen Rheinland, vor allem aus dem Bergischen, auch aus der
Schweiz, vorab aus dem Kanton Schaffhausen. (Im Württembergischen
hatte eine Schülerin und junge Mitarbeiterin von Frau Jolberg,
Wilhelmine Canz, auf ihre Anregung hin in Großheppach ein eigenes
Mutterhaus für Kinderpflege gegründet.) Und überall dahin, wo diese
Mädchen herkamen, wurden auch wieder ausgebildete Kinderschwestern
gesandt, alle voller Liebe zum Herrn Jesus Christus und voller
Eifer, ihm in der Arbeit an den Kindern zu dienen. Es muß wirklich eine
große Freude gewesen sein, an einem solchen Werk Anteil zu nehmen!

Mutter Jolberg, die ja bereits 51 Jahre alt war, als man nach
Nonnenweier umzog, stand dem Werk mit bewundernswerter Energie
und festem Willen vor. Oft war sie tage- und wochenlang unterwegs mit
der Eisenbahn oder Postkutsche, um die Schwestern auf ihren „Statio-

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