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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 614
(PDF, 129 MB)
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nen" zu besuchen und um dort nach demRechtenzu sehen, besonders, ob
die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Schwestern in Ordnung waren.
Es war ja neu und ungewohnt, daß alleinstehende Frauen einen gelernten
Beruf ausübten, daß sie ein öffentliches Amt innehatten wie ein Pfarrer
oder Lehrer, und auch, daß es in der evangelischen Kirche ordensähnliche
Gemeinschaften gab, deren Glieder sich zum vorbehaltlosen Dienst
in einem solchen Werk zur Verfügung hielten. Da gab es manches
Mißverständnis und auch manche Fehlentwicklung, der Mutter Jolberg
wehren mußte. Vor allem gab es Gemeinden, die nach anfänglichem Eifer
nachlässig geworden waren in der Sorge für das Kindergartengebäude
und seine Einrichtung und im Unterhalt der Schwestern, die kein
Verständnis aufbrachten für die pädagogischen Zielsetzungen der
Arbeit, sondern nur an der sicheren Verwahrung von möglichst vielen
Kindern interessiert waren, die einer einzelnen jungen Schwester die
Verantwortung für über hundert Kinder aufbürden wollten, darunter
solche, die kaum laufen konnten. Mutter Jolberg wollte eigentlich nicht,
daß eine Schwester mehr als 30 Kinder zu betreuen hätte, und verlangte,
daß ihr mindestens eine Gehilfin oder eine zweite Schwester zugesellt
würde, wenn es mehr als 50 Kinder waren. Aber sie konnte nicht überall
durchsetzen, daß Versprechungen und Vereinbarungen eingehalten
wurden, und je größer das Werk wurde, und je rascher wegen der
zurückgehenden Kindersterblichkeit die Bevölkerung wuchs, desto
weniger gelang es ihr und ihren Nachfolgerinnen, die ursprünglichen
Vorstellungen durchzusetzen. Und was kann schon von pädagogischen
Absichten übrig bleiben, wenn einer Schwester unter dem Druck der
Verhältnisse die Sorge und Verantwortung für hundert und mehr Kinder
übergeben wurde, die sie im Sommer oft über zehn Stunden lang in einem
einzigen Raum zu hüten hatte!

1848 schon hatte Mutter Jolberg ein Liederbuch für die Arbeit in den
Kindergärten herausgegeben, das neben manchem alten Choral und
neuen Glaubenslied auch von ihr selbst geschaffene Texte und Melodien
enthielt. Das Büchlein wurde noch bis in unser Jahrhundert hinein mit
manchen Erweiterungen immer wieder neu aufgelegt. Weite Verbreitung
fanden auch die zunächst von ihrer Tochter Emma, später auch von
anderen Verfassern geschriebenen „Nonnenweierer Kinderschriften",
die im Gemeinschaftsverlag mit Ernst Kaufmann in Lahr herausgegeben
und bis zum zweiten Weltkrieg immer wieder neu gedruckt wurden.
(Während des Dritten Reiches wurden einmal die beim Kaufmann-Verlag
lagernden Bestände beschlagnahmt und vernichtet!) Die wenige Seiten
zählenden Heftchen waren kaum handtellergroß und gelangten auf oft
wundersamen Wegen in alle fünf Erdteile.

In ihrer Ausbildungstätigkeit vertrat Mutter Jolberg eine dem kindlichen
Wesen und seiner Entwicklung angemessene Pädagogik, was

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