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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 30
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Spur zu kommen, für uns muß eine solche Sage Anlaß genug sein, der
geschichtlichen Wirklichkeit nachzugehen, wie sie hinter dieser Erzählung
aus grauen Vorzeiten durchschimmert. Gehen wir also nochmals die
700 Jahre zurück und versuchen, ob wir dieser Gräfin Udilhild und ihrem
Mann aus dem Hause Fürstenberg näher kommen können.

Es ist in der Tat im Jahre 1273 ein junger Graf von Fürstenberg namens
Friedrich hier in Wolfach nachzuweisen. ' Was er hier suchte, dürfte mit
an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit klar sein: Er bewegte sich
auf Freiersfüßen und das nun nicht aus Zufall gerade in Wolfach. Den
Fürstenbergern wird nachgesagt, daß ihre Heiraten immer „klug"
gewesen sind, daß sie nämlich nur Frauen heirateten, die „günstige
Erbgänge" erhoffen ließen.fi Und eben diese Voraussetzung war für den
Grafen Friedrich damals in Wolfach zu finden: Eine junge Dame, wir
kennen ihren Namen, Udilhild oder Adelheid, die als das einzige Kind
ihrer Eltern nicht nur eine stattliche Mitgift, sondern auch ein reiches
Erbe erhoffen ließ. Selbstverständlich war besagte Udilhild auch
standesgemäß und dem Fürstenberger an Adel ebenbürtig. Sie konnte
ihm eine Ahnentafel vorzeigen, auf der zwei Jahrhunderte zurück nur
„adelige Männer", „erlauchte Männer", sogar „principes", Fürsten,
verzeichnet waren.

Stolz war auch das väterliche Erbe, das Udilhild in eine Ehe einbringen
konnte. An erster Stelle steht eine Burg, ein adeliger Wohnsitz also. Er
war im Wolftal gelegen, auf einem fast freistehenden Hügel, was nicht
nur ein Gefühl der Sicherheit, sondern auch der Überlegenheit verschaffte
. Gerade in jener Zeit, im Jahre 1272, war dort übrigens die Zucht einer
Wunderhenne gelungen, die, wie die Schlagzeilen jenes Jahres melden,
täglich zwei Eier legte, von denen jedes nicht ein, sondern zwei Eidotter
aufwies.7 Mit dem „Castrum Wolfach" waren aber auch Besitz- und
Herrschaftsrechte verbunden, die sich über das gesamte Tal der Wolf und
über weite Teile des Kinzigtals erstreckten. Hier waren wohl an die 120
Hofgüter gelegen, deren Bauern zu „Zins und Gült", also zu dauernden
Abgaben und Steuern an den Herrschaftsinhaber verpflichtet waren.8

Inmitten dieses Territoriums befand sich mit Wolfach auch eine Stadt,
deren Bewohner, die Bürger, besondere Rechte hatten: Nur ihnen war es
erlaubt, ein Gewerbe zu betreiben; als Schultheißen, Bürgermeister und
Angehörige des Rates konnten sie sogar in der Verwaltung der Stadt
mitarbeiten. Hier waren Handwerk und Handel konzentriert, hier wurden
Märkte abgehalten, und bei alledem ging der Herr auf der Burg

5 FUB I. Nr. 482. S. 233.

6 Vgl. dazu: S. Riezler, Geschichte des Fürstlichen Hauses Fürstenberg und seiner Ahnen his zum Jahre 1509. Tübingen
1883.

7 Annales Basileenses, MGH SS 17. S. 195.

8 FUB VII, Nr. 163. S. 282(T.

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