Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 50
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großen breiten Marktstraße geprägt, der heutigen Hauptstraße, die
nichts anderes darstellt als den durch die Stadt führenden Teil des
Verkehrsweges von Offenburg nach Rottweil. An ihren beiden Enden war
sie durch Tore gesichert, von denen das untere, das Schloßtor, ja noch
erhalten ist. Parallel zur Marktstraße verlaufen zwei schmälere Nebenstraßen
, die mit ihr durch Gassen verbunden sind. Diese Stadtanlage
zeigt eindeutig die Merkmale einer planmäßigen Gründung, wie sie in
ähnlicher Form auch anderswo, beispielsweise im benachbarten Haus ach,
nachgewiesen werden kann. Hier wie dort fehlt innerhalb der Stadtmauer
aber die Kirche, die ihren Platz vor den Toren, in Hausach im sog.
„Dorf, hier in Wolfach in der „Vorstadt" hat. Man spricht in diesem
Zusammenhang von der extramural gelegenen Pfarrkirche und betrachtet
diese Trennung von städtischem und kirchlichem Mittelpunkt als
Ausdruck zweier verschiedener geschichtlicher Entwicklungsstufen.
Älter ist in diesen Fällen, man könnte dazu auch die Beispiele Hornberg
und Schiltach noch heranziehen, älter ist dabei immer die Kirche, die
schon bestanden hat, als die Stadt erst gegründet wurde. Sie also fand die
Kirche in der Nähe schon vor, sie brauchte deshalb keine eigene mehr zu
haben, sondern wurde in das schon bestehende Pfarrsystem aufgenommen
. Es hatte seinen Mittelpunkt in der schon 1148 genannten „villa"
Wolfach, in der heutigen Vorstadt also, wo eine kleine dörfliche Siedlung
bestand, die sich um eine Kirche gruppierte, während von einer Stadt zu
diesem Zeitpunkt auf der anderen Seite der Kinzig noch keine Spur
vorhanden war.

Die Stadt kann erst später dazu gekommen sein, sicherlich nicht mehr im
12. und wohl auch noch nicht sehr bald im 13. Jahrhundert. Die Quellen,
die ihre Existenz bezeugen, setzen erst nach 1270 ein, in einem Zeitraum,
in dem auch die übrigen Städte des oberen Kinziggebiets, Hausach,
Hornberg und Schiltach, aktenkundig werden. Sie alle sind erst nach
1250 gegründet worden, nachdem die alles überragende Herrschaft der
Staufer zusammengebrochen war. Jetzt drängten in unsere Gegend wie
anderswo im Reich die lokalen Gewalten nach oben, die Landesherren
wie die Inhaber kleinerer Adelsherrschaften. Jetzt sicherte man sich
allenthalten Beutestücke aus dem staufischen Erbe: die Herren von
Geroldseck drängten in die Ortenau hinaus, die Grafen von Freiburg
besetzten die Burg Hausach. Jetzt wurden nochmals in großem Stil
Positionen verteilt und okkupiert, die durch den Bau von Burgen und die
Gründung von Städten gesichert und ausgebaut werden mußten. Die
Jahre nach 1250 bedeuteten auch im Kinzigtal eine Besitzumschichtung,
wie sie nur mit den Ereignissen von 1218, nach dem Aussterben der
Zähringer, verglichen werden kann. Nur daß damals mit den Staufern
sofort eine neue, überregionale Macht zur Stelle gewesen war, während

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