Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 70
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0072
Haslachs kleine Welt nach der preußisch-deutschen Reichsgründung

Schon im ersten Lehrjahr, als er bei seinem Vater, einem Buchbindermeister
, arbeitete, legte der 15jährige Wilhelm Engelberg ein Büchlein2
an, in dem er Auszüge aus Büchern, aber auch mündliche Überlieferungen
aus dem Städtchen fein säuberlich niederschrieb. Die Auszüge waren
recht kunterbunt; sie reichten von religiösen Sentenzen und wasserfar-
benen Lebensweisheiten über mahnende Sprichwörter und süßlich-blaue
Lyrik, aber auch feuchtfröhliche Trinklieder und Versicherungen
deutscher Ehr- und Redlichkeit bis zu relativ vielen Sprüchlein, die das
Mißtrauen und die moralische Empörung des kleinen Mannes gegenüber
den Großen der Welt manifestierten. Dann wieder stoßen wir auf Zeilen
über „Napoleons I. Tod", die uns aufmerken lassen: „Und Ihr, die Ihr
seines Unglücks spottet, die Ihr ihn verlachet, Ihr habt seine Tugenden
nicht." Ohne solche Niederschriften überbewerten zu wollen, gehen wir
wohl kaum fehl in der Annahme, daß hier der aufgeweckte Buchbinderlehrling
eine keineswegs vereinzelte Stimmung wiedergab. Schließlich
war ja dieses Baden in seiner territorialen Umgrenzung das Produkt der
Rheinbundzeit unter dem großen Napoleon.

Im ganzen hatten die Badener - insbesondere die Kinzigtäler, für die
Straßburg fast 200 Jahre lang ein ebenso anziehender wie gefahrdrohender
Vor-Ort war - eine recht ambivalente Haltung gegenüber Frankreich
. Auch wenn man ihm gegenüber auf die eine oder andere Weise
aufgeschlossen sein mochte, war doch keine der zahlreichen, von
französischen Truppen angerichteten Zerstörungen rechtsrheinischer
Städte, Burgen und Schlösser-Heidelberg! - vergessen. So vermerkte der
junge Wilhelm Engelberg im Abschnitt „Zur Chronik der Stadt Haslach"
Kriegszüge französischer Armeen vom 17. Jahrhundert an, in denen die
Truppen „mit Rauben und Brennen" Tal und Städtchen heimsuchten.
Das alles war mehr als bloße Lesefrucht; hier waren historische
Erinnerungen festgehalten, die das badische Grenzland nach einem
größeren staatlichen Verband drängen ließen. Nachdem der Rheinbund
als Zusammenfassung der mit Napoleon verbündeten deutschen Staaten
in den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 zugrunde gegangen war,
wurde es endgültig klar, daß nur ein deutscher Nationalstaat Sicherheit,
Ruhe, ökonomische Entfaltung und nationale Würde bringen konnte.
Wenn das badisch-pfälzische Volk im Frühjahr 1849 auf die fürstliche,
insbesondere hohenzollernsche Sabotage der in der Frankfurter Nationalversammlung
ausgearbeiteten Reichsverfassung mit einem Aufstand

In der Zwischenzeit ist der größte Teil des schriftlichen Nachlasses, zu dem auch Hunderte von Familienbriefen
gehören, im Stadtarchiv zu Haslach i. K. (StAH) untergebracht. Die Nummern der vier Kopierbücher (Nü 1 3a + b)
entsprechen nicht der Chronologie.
2 StAH, Mappe 1.

70


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0072