Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 97
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0099
Mit diesem polemisch akzentuierten Bekenntnis zu seinem kleinbürgerlichen
Demokratentum von 1848, das wir genügend kennen, mußte er in
einer zunehmend aus industriellen Proletariern zusammengesetzten
Partei wie der Sozialdemokratie unrecht bekommen, selbst wenn er sich
über Taktlosigkeiten, ja beleidigende Unterstellungen mit Recht beschwerte
. Auch Auseinandersetzungen prinzipieller Natur werden nicht
immer mit sachlicher Ausgewogenheit geführt.

Es war allerdings manches beachtenswert, was Engelberg aus echter
demokratischer Sorge über den kostspieligen Militarismus und die
Möglichkeiten seiner Bekämpfung sagte. So wenn er meinte: „Die
sozialdemokratische Partei ist die einzige, welche den Kampf gegen die
Milliardenausgaben und für eine vernünftige Wirtschaftspolitik im
Deutschen Reich konsequent führt. Auf Grund dieser Tatsache müßte die
Bewegung in kleinbürgerlichen und ländlichen Bezirken viel bessere
Fortschritte machen."47 Aber Schreier und Heißsporne würden dies
verderben. Offensichtlich ließen sich die „bürgerlichen Parteimitglieder
" nicht allein von ihrer sozialen Existenz und ihrer traditionellen
Denkweise leiten, sondern auch von dem Bemühen um erfolgreiches
Wirken im sozialen Milieu ihrer Heimat. Engelberg glaubte noch an eine
„allmähliche Änderung in der Gedankenwelt der bäuerlichen Bevölkerung
". Das sei aber nicht durch „1 '/2 Zentner Flugblätter" zu erreichen,
auch wenn ihr Verteilen parteiorganisatorisch eine noch so große
Leistung sei, sondern nur durch ständiges Aufsuchen der Bauernfamilien
und mündliche Aussprachen. Aber gerade das bezweifelten viele - hierin
herrschte tiefer Unglaube - eigentlich in der ganzen Sozialdemokratie.
Immerhin schrieb ein solch optimistisches Naturell und sonst heimatverbundener
Mann wie der Reichstags- und badische Landtagsabgeordnete
Adolf Geck - übrigens vom Berliner Reichstag aus - an Wilhelm
Engelberg: „Nur Proleten treten für uns ein, der Bauer wird trotz alledem
vom Schwarzen eingeseift."48

Hatte der in Offenburg wohnende Adolf Geck, der dort eine Buchdruckerei
leitete und das Wochenblatt „D'r alt Offeburger" herausgab, immer
wieder Verständnis für die alten Haslacher Sozialdemokraten, so stießen
diese auf anderer Ebene auf harte Gegnerschaft. Da die Sozialdemokratie
nach den amtlich abgegrenzten Wahlbezirken organisiert war, spielte in
diesen ganzen Auseinandersetzungen die Parteiorganisation von Lahr
(und nicht die von Offenburg, die dem 7. Wahlkreis zugeordnet war) als
sogenannter Vorort eine große Rolle. In dieser vornehmlich protestantischen
Stadt mit einer großen Garnison und einer relativ starken (vor
allem tabak- und holzverarbeitenden) Industrie stand die Sozialdemokratie
fast ausschließlich dem Nationalliberalismus, also dem badisch-

47 Ebda.

48 A. Geck („Berlin NW 7, den 11. XI. 1902. Reichstag ") an W.E. in StAH, Mappe 6.

97


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0099