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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 103
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die Vaterlandsverteidigung, aber sein Ideal blieb das Schweizerische
Milizsystem, das er als eine besonders entwickelte Form des Staatsbürgertums
in Uniform ansah.

Was das deutsche Bündnissystem betraf, so verfolgte Wilhelm Engelberg
verständlicherweise das französich-russische Bündnis und die
französisch-englische Entente mit höchstem Mißtrauen und Mißbehagen
; doch fürchtete er vor allem, daß Preußen-Deutschland ins Schlepptau
der habsburgischen Donaumonarchie geraten werde, deren Kaiser
und König auch noch den Titel der ,,Apostolischen Majestät" trug. So
hieß es am 27. September 1913 in der „Schwarzwälder Volksstimme":
„Das deutsche Schwert soll beständig an den Schild schlagen, damit bei
dem rasselnden Geräusch sich alle Gegner österreichischer Ansprüche in
ein Mauseloch verkriechen. Eine solche Politik aber hält der stärkste
Mann auf die Dauer nicht aus." Das ewige „Aufdentischschlagen" sei
ohnehin unnütz strapaziert worden. Deutschland könne nicht auch noch
Österreich zuliebe den wilden Mann spielen.

In der Kriegs- und Revolutionszeit

Als dann nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers die
Großmächte auf den ersten Weltkrieg zusteuerten, schrieb Wilhelm
Engelberg persönlich einen kurzen, beschwörenden Leitartikel unter der
Überschrift „Krieg zwischen Österreich und Serbien". Er hob zwar die
große Verantwortung Rußlands mit seiner panslawischen Politik, aber
auch die der anderen Großmächte hervor, ließ jedoch den Satz, „daß aus
der Strafexpedition gegen Serbien leicht ein europäischer Krieg" mit all
seinen schrecklichen Folgen entstehen könnte, in Fettdruck setzen.64
Der Demokrat Engelberg zeigte gerade in jenen unheilschwangeren
Tagen und Wochen, daß man aus Verantwortung vor dem Volk auch
einmal gegen den Strom schwimmen muß. So schrieb er unerschrocken:
„Wenn die ,Volks'stimmung zur Beurteilung der Lage maßgebend wäre,
dann freilich könnte man annehmen, daß schon morgen die ersten
Schüsse krachen. In vielen Haupt- und Großstädten unseres Reiches
herrscht beispiellose Begeisterung für den Krieg.... Im momentanen
Taumel denkt das ,Volk' nicht an die Wahrheit des Schillerschen Wortes:
,Ein furchtbar wütend Schrecknis ist der Krieg!'"

In den Tagen der allgemeinen Mobilmachung und danach konzentrierte
sich Wilhelm Engelberg ob er in der Zeitung schrieb oder wirklich
unters Volk ging - auf den Kampf gegen die Spionenhysterie, die fast
Formen der Lynchjustiz hätte annehmen können, aber auch gegen die
Spekulationskäufe der Großhändler auf den Wochenmärkten. Bald

64 „Schwarzwälder Volksstimme" am 27. 7. 1914.

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