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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 108
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Wilhelm Engelberg diese freudige Zuversicht noch konzentrierter aus:
„Deutschland ist in Revolution, das deutsche Volk steht vor den Scherben
nicht nur seiner Verfassung, sondern seiner ganzen historischen und
politischen Vergangenheit und vor der Gewähr seiner Zukunft." Und
was die Stimmung im lokalen Bereich betraf, so notierte er: „die
Rückwärtser sind etwas eingeschüchtert und alle, welche einst so sehr

für den Krieg schwärmten, sind etwas kleinlaut geworden____Das eifrige

Gebetsgeklapper der Frommen hat auch nachgelassen." Wilhelm Engelberg
trumpfte dann auf und hißte aus dem schön geschwungenen
Erkerzimmer seines Bürgerhauses - eine hübsche Straßenecke hin
sichtbar - die rote Fahne. Das war eine Demonstration, die umso größere
Wirkung erzielte, als die „Kinzigtäler Nachrichten" einen bissigen
Kommentar brachten.

Am 13. November versammelten sich die Haslacher Arbeiter, vornehmlich
die des Eisen- und Stahlwerks Haiss, das während des Krieges zum
Rüstungsbetrieb ausgebaut worden war und eine Belegschaft von
350 Mann erreichte hatte. Die von der Arbeiterversammlung gewählte
Kommission setzte anderntags einen Arbeiterrat ein;71 sein Vorsitzender
war vorübergehend der Bäckermeister Joseph Falk, der sich als USPD-
Mann radikaler gebärdete als er tatsächlich war. Dieser Arbeiterrat
kümmerte sich nicht um die große Streitfrage jener Zeit, ob nämlich die
Konstituierung der neuen politischen Macht einem Reichsrätekongreß
überantwortet werden sollte oder einer Nationalversammlung, die,
schließlich gewählt, in Weimar zusammentrat und somit der kommenden
- Republik den Namen gab. Der Haslacher Arbeiterrat konzentrierte sich
auf die Kommunalpolitik, indem er zwei Vertreter vom Stadtrat
kooptieren ließ und bei der Versorgung und Preiskontrolle nützliche
Arbeit leistete. Bald tauchte aber ein gewisser Rößler auf und veranlaßte
die Bildung eines Soldatenrates in Haslach, wo es nur ein Lazarett und
keine Garnison gab. Durch dummdreistes Auftreten provozierte dieser
Rößler eine Reaktion im doppelten Sinne des Wortes. Bürgermeister
Joseph Fackler, Anfang 1914 - wie wir wissen - als Kandidat einer
Linkskoalition gewählt, ließ sich überrumpeln und stimmte der Einberufung
einer Versammlung zu, in der eine „Bürgerwehr" gegründet werden
sollte. Wilhelm Engelberg, damals stellvertretender Bürgermeister und
Stadtrat, intervenierte sofort, und so erschien in der Haslacher Presse am
20. 11. folgende Notiz: „Der hiesige Soldaten- und Arbeiterrat hat bereits
einen Sicherheitsdienst für die hiesige Stadt aus Soldaten organisiert, so
daß die Bildung einer Bürgerwehr hinfällig wurde. Die für heute abend
durch das Bürgermeisteramt in den Bürgersaal einberufene Versammlung
zwecks Gründung einer Bürgerwehr findet nicht statt." Die einige

71 Erwin Dittler, Die Arbeiter- und Soldatenräte in Haslach nach der Novemberrevolution 1918, in: ..Haslach im
Kinzigtal - Aus Geschichte und Brauchtum". Haslach 1978. S. 101 ff.

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