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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 115
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geworden, daß außen- wie innenpolitische Entwicklungen kein günstiges
Klima für die Demokratie, am allerwenigsten für die im Geiste der 48er
Revolution, schufen. Die chauvinistische Politik eines Clemenceau und
Poincare, die Vermögensverluste der Kleinbürger und Bauern in der
geradezu irrsinnig anmutenden Inflation mit ihrer Grenzmarke von einer
Billion Papiermark für eine Goldmark, dann das schwelende Problem der
Reparationszahlungen, schließlich die Weltwirtschaftskrise mit ihren
sechs Millionen Arbeitslosen und ihrer drückenden Last auf die kleinen
Leute in Stadt und Land - das alles förderte einen antidemokratischen
Nationalismus besonders bei den Kleinbürgern und Bauern, also bei den
Schichten, unter denen Wilhelm Engelberg wirken wollte. Auch ihm
flössen in seine Gespräche und Briefe Bemerkungen ein wie: „Unsere
schönen Schwarzwaldberge tragen uns die Franzosen nicht fort, so daß
wir uns in Berg und Wald erfreuen können."74 Aber er wußte, daß all die
schweren Probleme der Zeit nicht durch Antidemokratie im Innern und
Aggression nach außen gelöst werden können.

Den Kampf gegen die Nazis hatte Wilhelm Engelberg, soweit es in seinen
Kräften stand, schon früh aufgenommen. Bereits 1923 besuchte ihn Adolf
Geck, damals noch sozialdemokratischer Reichstagsabgeordneter, um
mit ihm die Bekämpfung der Schlagetergruppe, die nur den Scharfmachern
der französischen Besatzungsmacht in Offenburg gelegen kommen
konnte, zu besprechen. Von da an wurden die persönlichen und
politischen Beziehungen zwischen den beiden Männern und ihren
Familien wieder sehr eng. Geck, Engelberg und sein Jüngster nahmen
während der Grimmelshausen-Festlichkeiten 1926 in Renchen die
Gelegenheit wahr, um dort das Grab des 48er Revolutionärs Amand
Goegg zu besuchen; sie waren die einzigen der Festteilnehmer, die das
taten - auch ein Zeichen jener Zeit. Auch Else Eisner, die Witwe des in der
Revolution ermordeten bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner
und Tochter Joseph Bellis, der zur Zeit des Sozialistengesetzes den
illegalen Transport des „Sozialdemokrat" über die Schweizer Grenze
organisierte,75 kam von ihrem Wohnsitz Gengenbach öfters nach Haslach
und beteiligte sich an Ausflügen. Politisiert wurde da zur Genüge!

Auf jeden Fall veranlaßte die Rechtsentwicklung in der Weimarer
Republik Wilhelm Engelberg zu einer noch stärkeren Linksorientierung.
Als ihn im Jahre 1929 das Generalsekretariat der Demokratischen Partei
in Baden um Mitarbeit bat, lehnte er ab und deutete an, daß er „im

74 Brief vom 21. Novb. 1921. Kopierbuch, N» lila. S. 279/280, StAH.

75 Joseph Belli veröffentlichte sein historisches Erinnerungsbuch ,,Die Rote Feldpost unterm Sozialistengesetz"
(Neudruck Berlin, Bonn 1978) im Jahre 1912. Nach Übersendung der Schrift an Heinrich Hansjakob schickte dieser
an Belli ein Dankschreiben und versicherte ihm, daß er sie ..mit Genuß und Interesse" gelesen habe: „Sie sind mir
wieder ein Beweis dafür, daß jemand ein tüchtiger und gewandter Schriftsteller sein könne ohne akademische
Bildung. - Hoffentlich hat Ihre Partei, die ja viele Leute Ihrer Art produziert, Sie belohnt für die Arbeit, die Sie in
bedrängten Tagen geleistet haben." (Zitiert nach einer Abschrift von Julius Engelberg.) StAH, Mappe 5.

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