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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 120
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0122
ehrenwerter Vertreter des deutschen Geistes auf romanischem Boden
gefunden, der als französischer Staatsbürger seine deutsche Muttersprache
in Ehren gehalten und bewahrt hat.1 Doch nicht minder bemerkenswert
ist seine geistige Einstellung in der explosiven Epoche bürgerlicher
Emanzipation, in der er das Seinige zur großen Entwicklung beitragen
wollte.

Geboren wurde August Wilhelm Lamey am 3. März 1772 in Kehl.2 Sein
Vater, der erfolgreiche elsässische Kaufmann Johann Martin Lamey aus
Münster im Gregoriental,3 hatte am 11. Februar 1765 in Lahr die Tochter
Charlotte des Großhändlers Christian Samuel Lotzbeck geheiratet und
war zwei Jahre später Mitbegründer der Handelsgesellschaft Schneider,
Lotzbeck und Co. geworden.4 Um die sich ausweitenden Geschäfte mit
Holland und der Schweiz besser abwickeln zu können, siedelte er Mitte
17685 von Lahr nach dem günstiger gelegenen Kehl über, wo er als Chef
der dortigen Niederlassung sicherlich zu dem gerade beginnenden wirtschaftlichen
Aufschwung beitrug. Während der dort ansässige Geheime
Legationsrat Rudolphe de Rochebrune 1774 vorschlug, der Veste Kehl
den Namen einer Stadt samt allen davon abhängigen Privilegien zu
erteilen, mit der Begründung, daß dies „bei der immer von Tag zu Tag sich
mehrenden Bürgerschaft in Kehl dem dortigen Commercio sehr ersprießlich
sein dürfte",6 und Markgraf Carl Friedrich mit seiner Entscheidung
vom 3. August die Stadtrechte formell auch gewährte,7 verbot der elsässische
Intendant allen im Elsaß beheimateten Fuhr- und Schiffahrtsunternehmen
, in Kehl statt in Straßburg zu laden.8 Doch Rheinschiffahrt,
Speditionen, Handel und Gewerbe entwickelten sich in den nächsten
Jahren günstig;9 Kehl wurde neben Mainz und Basel zum bevorzugten
Umschlagplatz am Oberrhein und zog als erfolgreicher Konkurrent
Straßburgs den Transithandel an sich.

1 Fritz Meissner. Ein verschollener deutscher Dichter. Wissenschaftl. Beilage zum Bericht über das Gymnasium
Schuljahr 1892-1893. Basel 1893, S. 7.

2 Karl Goedeke. Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung aus den Quellen, XIII, 51-54; Friedrich Otte (Joh.
Georg Zetter), August Lamey, in: Elsäßische Neujahrsblätter für 1845,1845; August Stöber, August Lamey, in; Alsatia
1858-1861. Weitere Literaturangaben bei Goedeke nebst Verzeichnis aller literarischen Arbeiten Lameys.

3 Zur Sippe Lamey: Karl Walter, Die Vorfahren und die Nachkommenschaft von Andreas Lamey (1726-1802), in: Paul
Wentzke (Hrsg.), Schicksalswege am Oberrhein, Heidelberg 1952.

4 Bernhard Lamey, Lotzbeck und Lamey, in: Badische Heimat, Heft 2, Juni 1978. Vgl. zu Lotzbeck: August
Wickertsheimer, Denkschrift zum 150jährigen Bestehen der Firma Lotzbeck Gebrüder AG Lahr i. B.-Hamburg 1774-
1924. Lahr 1924.

5 Freundl. Mitt. von Herrn Bernhard Lamey, der am 21. März 1979 in Freiburg i. Br. seinen 85. Geburtstag feierte.

6 Vgl. dazu Erwin Dittler, Rudolphe de Rochebrune (Guillaume Plateret), in: Die Ortenau 53 (1973). Rochebrune nannte
sich in Frankreich auch de Neufblanc, de Prammont, Fromont oder auch Ste. Ciaire.

7 Maßgebend war aber nach wie vor das Oberamt, wobei auch Rochebrune einen starken Einfluß auf die Geschäfte
ausübte. In Abwesenheit von Amtmann Strobel übernahm Rochebrune dessen Vertretung. Kehl genoß das „Privileg",
daß der Markgrafzuziehenden Schuldnern und auswärtig Verurteilten in speziellen Fällen auch fernerhin gegen eine
im voraus zu zahlende Erkenntlichkeit den Aufenthalt gnädigst bewilligte, ohne daß vollstreckt werden sollte.

8 Ingeborg Streitberger, Der königliche Prätor von Straßburg 1685-1789, Wiesbaden 1961, S. 173.

9 Vgl. dazu Erwin Dittler, Stadt und Veste Kehl nach Verleihung der Stadtrechte (nach Berichten von Augenzeugen),
in: Bad. Heimat, Heft 3, Sept. 1974.

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