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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 194
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0196
Neßler, P. Eligius Miltner und P. Philipp Rogg, die erneut Querelen mit
der Obrigkeit hatten. Laut Anzeige des Oberamtmanns Schmidt beim
bischöflich-konstanzischen Kommissarius Dr. Burg in Kappel am Rhein
hatte der als hitzig bekannte Miltner sich in Reichenbach „sehr unartig"
aufgeführt und zwar insofern, als er den dortigen Ochsenwirt wegen
eines schlecht bemessenen Schoppens Wein als Betrüger tituliert hatte.
Dr. Burg, den Religiösen nicht wohl gesonnen, beantragte allen Ernstes
beim Generalvikar v. Wessenberg in Konstanz für Miltner als Strafe
sechs Tage Stubenarrest, „Geistesübungen" und die Abfassung eines
Aufsatzes über das Thema: „Wenn ein Seelsorger einem Pfarrgenossen,
z. B. einem Wirthe, wesentliche Fehler vorzuwerfen hätte, wie, wann und
wo dürfte dies geschehen?"

Kein Wunder, daß den Franziskanern der Aufenthalt in Seelbach keine
Freude mehr bereitete. Im Frühjahr 1812 trafen die Patres Neßler und
Miltner in aller Stille Vorkehrungen, ihren bisherigen Tätigkeitsbereich
zu verlassen und auf Säkularpfründen ins Elsaß zu gehen. Sie nahmen zu
diesem Zweck Kontakt mit dem linksrheinischen Bistum Straßburg auf.
Die Sache kam heraus, als Neßler den größten Teil des klösterlichen
Weinvorrats versilberte. Besonders übel nahm ihnen die Verwaltung,
daß sie die Klosterfahrnisse als ihr Eigentum beanspruchten. Es kam zu
einem gemeinsamen Einschreiten der geistlichen und weltlichen Obrigkeit
. Im Rahmen einer Untersuchung war am 22. September Termin im
Klösterle. Anwesend: Dr. Burg, der Pfarrer Schmidt von Schuttertal, der
Oberamtmann Schmidt, ein Aktuar und drei Mönche. Der Superior
Neßler wurde seines Amtes entbunden. Er hatte sich wie sein Mitbruder
Miltner auf Weisung Wessenbergs beim Oberamt zu entschuldigen. Den
P. Rogg ernannte man zum provisorischen Vorsteher und Vermögensverwalter
und genehmigte die Auswanderung von Neßler und Miltner unter
der Bedingung, daß sie noch so lange ihren Pflichten nachkämen, bis ein
weltlicher Pfarrer für Seelbach gefunden sei.

Man traute jedoch den Mönchen nicht, denn wenige Tage später
inventarisierte der Oberamtmann unter Beiziehung des Schuttertaler
Pfarrers die gesamten Klostermobilien. Am meisten wert waren noch die
Paramente, wenig dagegen die abgenutzten Möbel und Hausgerätschaften.
Auch fanden sich kaum gute Bücher vor. In der Kasse hatte die Kommunität
279 fl bar, dagegen Schulden bei Händlern und Handwerkern in
Höhe von 133 l\z fl. Außer den Liegenschaften war also wenig zu holen.
Als erster verließ Miltner Seelbach im Juni 1813. Er, dem das Oberamt
zeitweilig wegen „religiöser und moralischer Eiferei" die Kanzel
verboten hatte - der Pater hatte die zahlreichen außerehelichen
Beziehungen am Ort gebrandmarkt , ging mit der französischen
Staatsbürgerschaft ausgestattet als Seelsorger nach Muttersholtz bei
Schlettstadt, wenig später auch Neßler nach Artzenheim im Arrondisse-
ment Colmar.

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