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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 200
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0202
ben des späteren Inhabers Kesselmeyer an das badische Finanzministerium
vom 31. Juli 1822 „erlaubten es verschiedene Verhältnisse dem
Fabrikanten Kylius nicht,... die BaumwollenSpinnerey und Rothfärbe-
rey selbst zu gründen, er überließ daher dieses sein Privilegium dem
Herzoglich Nassauischen Hofrath Langsdorf am 12. Februar 1817",
während Kesselmeyer wiederum am selben Tag mit diesem einen Gesellschafts
vertrag abschloß, um das Geschäft gemeinschaftlich unter der
Firma Langsdorff & Co. weiter zu betreiben.19

Kylius hatte sich demnach zwar das Privileg verschafft und war auch in
Seelbach kurze Zeit tätig gewesen, jedoch finanziell nur wenig engagiert.
Federführend beim Aufbau des jungen Betriebs war von vorneherein der
im Vertrag von 1813 namentlich noch nicht genannte Associe Langsdorff.
Möglicherweise hatte Kylius, wenngleich er als wohlhabend gelten
konnte, nicht genug Geld zur Verfügung oder kam mit seinem Partner
nicht zurecht. Im Besitz der erforderlichen unternehmerischen und
handwerklichen Fähigkeiten war er zweifellos. Im Frühjahr 1817 verließ
er Seelbach, aus welchen Gründen, bleibe dahingestellt. Im März kam
seine Frau Christiane Kylius, geborene Ströhn, bei der großherzoglichen
Domänenverwaltung in Lahr um Pachtung eines Teils der vormaligen
Benediktiner-Abtei Schuttern ein, die sie „wegen ihrer vortheilhaften
Lage am Schutterfluß und wegen ihren geräumigen Gebäulichkeiten zu
einer Türkischgarnfärberey und einer mit Maschinen nach englischer
Art zu betreibenden Baumwollenspinnerey" für besonders geeignet hielt.
Sie erbot sich, hier fünf Spinnmaschinen, Jennymules genannt, eine
Vorspinnmaschine nebst allen dazu gehörigen Kart- und Vorbereitungs-,
Häspel- und Zwirnmaschinen aufzustellen und etwa hundert Personen,
hauptsächlich Kindern zwischen sieben und 14 Jahren, Arbeit und Brot
zu geben. Da das ehemalige Stift seit seiner Aufhebung im Jahr 1806
schon sehr verkommen war und zahlreiche Bauschäden aufwies, ferner
das Ärar bisher vergeblich versucht hatte, es loszuschlagen, befürwortete
die Domänenverwaltung das Gesuch wärmstens beim Kreisdirektorium
und Finanzministerium, zumal die zugesagte Arbeitsbeschaffung ein
zusätzliches gewichtiges Argument darstellte. Auf Befehl des Bezirksamts
stellte der Stadtrat von Lahr heimlich Nachforschungen über die
wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie Kylius an. Man fand bestätigt,
daß die Supplikantin mit ihrem Ehemann etliche Spinn- und andere
Textilmaschinen (wovon einige kurz zuvor in der Schweiz gekauft
worden waren) und ein komplettes Schlosserhandwerkszeug besaßen,
was alles zusammen, gemessen an den in Seelbach aufgestellten drei
Maschinen, 15000 bis 16000 fl gekostet hatte. Hinzu kamen die von
„ihrem Handlungsgesellschafter als Abstand baar ausbezahlten 1200 fl"
und ein ererbtes Kapital von 18000 fl. Den Hausrat schätzte der

19 GLA 229/96817.

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