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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 203
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nicht hinlänglich Gespinnste liefern könnte, weder für den Bedarf der
hiesigen noch der andern im Inlande sich befindenden Färbereyen und
Webereyen.

Die Weberey hat wirklich 40 Stühle im Gange, welche im ganzen 41
Erwachsene beiderley Geschlechts und 20 Kinder unter 14 Jahren beider -
ley Geschlechts beschäftiget, deren Arbeitslohn alle 14 Tage ca. 300 fl
beträgt. Die Weberey liefert monatlich ca. 60 Stück Cottonade oder
Siamoise (sogenannte Rouennerie) von 25 Staab lang jedes Stück. Diese
werden theils im Inlande, theils im Auslande verschlossen. Die Weberey
wird nach und nach mehr Ausdehnung erhalten, denn der Plan des
Fabrikinhabers gehet dahin, diesen Gewerbszweig in den hiesigen
Thälern einheimisch zu machen. Um geschwinder zu diesem Zweck zu
gelangen, läßt er Kinder beiderley Geschlechts in der Weberey unent-
geldlich unterrichten. Schon sind mehrere Stühle von diesen Lehrlingen
besetzt, und es ist begründete Hoffnung vorhanden, daß bis zum Ende
dieses Jahres sämtliche besetzt seyn werden.

Es werden also in der hiesigen Manufactur, das Haus- und ComptoirPer-
sonale des Fabrikinhabers nicht mit eingerechnet, täglich 130 erwachsene
Personen beiderley Geschlechts und 114 Kinder unter 14 Jahren,
ebenfalls beiderley Geschlechts, zusammen 244 Personen beschäftigt.
Diese erhalten alle 14 Tage für Arbeitslohn ca. 1100 fl.

Dieser kurzen Darstellung des GeschäftsUmfangs der hiesigen Kessel-
meyerschen Manufactur findet man als beachtenswerth beyzusetzen, daß
die darin beschäftigte, dem Schulunterricht unterworfene Jugend unter
Beybehaltung ihres Verdienstes und ohne Unterbrechung der FabrikAr-
beiten durch einen freywilligen Zuschuß von 100 fl des Fabrikinhabers
eines separaten, mit der OrtsschulAnstalt in Verbindung gebrachten und
unter öffentliche Aufsicht gestellten Schulunterrichts während 3 zu
diesem Zwecke freygegebenen Stunden des Tags genieße."

Zwar bejahte das Kinzigkreisdirektorium in Offenburg den Nutzen der
Manufaktur für das obere Schuttertal und den Staat überhaupt, weil die
Warenausfuhr große Summen fremden Geldes ins Inland brachte, aber
mit Rücksicht auf andere bedeutende private Etablissements dieser Art,
vor allem im Dreisamkreis, wollte man die Verleihung der erbetenen
Auszeichnung nicht vorbehaltlos empfehlen. Gleichwohl bewilligte
Großherzog Ludwig das Attribut zum Firmennamen: „Großherzoglich
Badische privilegirte Baumwollen-Manufactur", womit zugleich auch
das von Fürst Philipp bis 1825 erteilte Privileg im großen und ganzen
förmlich anerkannt war.22 Der Vorgang zeigt im übrigen, wie beliebt

22 Aktenstücke GLA 229/96817.

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