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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 230
(PDF, 62 MB)
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weltlichen Landesherren im Laufe der Zeit ,frei' gemacht haben, nicht
jedoch bei ursprünglichen Königsstädten, die seit ihrer Entstehung nur
dem deutschen König unterstanden haben, wie z. B. Nürnberg." Der
Fachmann fügt noch an: „In den letzten Jahren bürgerte es sich im
allgemeinen Sprachgebrauch immer mehr ein, auch bei diesen letztgenannten
Städten von ,freien Reichsstädten' zu sprechen, obwohl hier die
Bezeichnung Reichsstadt allein voll genügen würde. Doch klingt eben die
Beifügung ,frei' noch bedeutungsvoller (!)."

Reutlingen: „Wir sind der Meinung, daß sich die ehemalige Reichsstadt
Reutlingen, wie auch ihre schwäbischen Schwesternstädte offiziell nie
,Freie' Reichsstadt genannt haben ... In den alten Stadtsiegeln tritt die
Bezeichnung ,Freie' Reichsstadt nie auf."

Frankfurt: „Der beliebte Begriff ,Freie Reichsstadt' ist verfassungsgeschichtlich
widersinnig. Er ist etwa in der zweiten Hälfte des
16. Jahrhunderts in den Sprachgebrauch gekommen. Das Mittelalter
kannte Reichsstädte und Freie Städte (Bischofsstädte)."

Es lohnt sich auch, zu hören, was die Elsäßer - Mülhausen - uns zu sagen
haben: „Man darf ,Reichsstadt' nicht mit ,Freier Reichsstadt' verwechseln
... Diese zahlten dem König keine Steuern, die Reichsstädte aber
zahlten ihm Steuern... Man müßte wissen, ob Zell dem König (oder
Kaiser) Steuern zahlte, wenn ja, war es Reichsstadt, wenn nicht: .Freie
Reichsstadt'."

Den vielen Stimmen, die wesentliche Unterschiede sehen, sei abschließend
die unserer einstigen Bruder- und heutigen Amtsstadt
Offenburg angeschlossen, die den anstehenden Fall recht klar beurteilt:
„Wir haben... mehrere Fachleute angesprochen... Bei den... drei
,Vereinsstädten' Offenburg, Gengenbach und Zell ist der Zusatz ,Freie'
geschichtlich nicht begründbar." (Trotz dieser eindeutigen Stellungnahme
sprach die Presse (7. 5. 79), die einem städtischen Beamten Offenburgs
einen Geschichtsfehler vorwarf, in der „Berichtigung" ausgerechnet von
der „Freien Reichsstadt"!)

War nun Zell „Freie Reichsstadt" oder nur Reichsstadt?

Nach den bisherigen Darlegungen steht diese Frage an. Wir müssen uns
in diesem Zusammenhang nochmals des Begriffs „Freie Stadt" erinnern,
aus dem sich später der Ausdruck „Freie Reichsstadt" entwickelte.
„Freie Städte" waren solche, die sich aus Bischofsbesitz befreiten und
anschließend ohne Zwischeninstanz dem Kaiser unterstanden, z. B.
Basel, Straßburg, Mainz. Zu dieser Gruppe aber gehörte Zell nie. Es war
eine Stadt „in deß heyligen Reichs Schirm", also im Schutze des Reiches,
und hatte das Kloster Gengenbach und die Landvogtei Ortenberg, dazu

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