Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
59. Jahresband.1979
Seite: 240
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1979/0242
gewandt. Als ich befohlen habe, stracks nachzudrücken, sind meine Musketiere
mit meinem Obristleutnant über die Schanz hineingefallen. Der Amtmann hat
den Seinigen den Befehl zur Flucht gegeben, doch zuletzt, wie er die kleine
Aufzugbrücke in der Hand, gesagt, sie sollten auf meinen Obristleutnant Feuer
geben ... Der hat ihm aber die Partisane auf den Leib gesetzt. Zugleich sind
etliche Leibschützen und Musketiere mit übers Brückel unter das Tor gelangt,
haben das kleine Türlein aufgehalten, bis ich angekommen bin. Des Amtmanns
Leute haben mich nach langer Bitte, nur 100 Mann darein zu legen, einlassen
müssen. Als habe ich meinen Obristleutnant mit 300 Mann dareingelassen und,
weil ich über 6 Ztr. Pulver nicht gefunden, ihm noch 10 Ztr. Pulver, 6 Ztr. Lunten
und 10 000 Kugeln hineingeschickt.

Den Amtmann, welcher stracks hinweggewollt, habe ich befohlen, bis auf fernere
Benachrichtigung dazubehalten. Denn nach gewisser Kundschaft hat er
die ganze Zeit mit dem Mansfelder correspondiert, auch jetzo mit dem Markgrafen
, und wie man sagt, sei schon die Ordonnanz gegeben gewesen, daß die
Stadt Straßburg dasjenige Volk, so zu Kehl liegt, habe sollen diesen Tag nach
Ulm und Schwarzach senden. Auch sei die Abrede gewesen, sobald der Amtmann
vernehme, daß etwas übern Rhein komme, solche alsbald einzunehmen.
Was nun geschehe, möge Ihr Durchlaucht befehlen. Meine Meinung ist, daß
man ihn nicht aus der Stadt lasse.

Bitte, Ihr Durchlaucht wolle von des Paradeis, Sultz oder anderen Regimentern
300 Mann dahereinlegen, denn weniger nicht sein kann und meinen Obristleutnant
wie auch die Knechte mir wieder erlauben herauszuführen."

Wegen der Verpflegung hob Ossa darauf ab, daß der Amtsschaffner noch ziemlich
Frucht feil halte, die man kaufen und daselbst mahlen könnte, damit die
Bäcker seine Knechte im Quartier Lichtenau täglich mit Kommißbrot versorgen
möchten. (Ein Viertel Roggen lieferte das Mehl für etwa 60 zweipfündige
Laibe!) Zur Sicherung des Rheinfahrs zu Graueisbaum und seines Anmarschweges
durch den Wörtwald zeichnete der Obrist am 3. Mai zwei Redouten aus,
„eine hart am Fahr, 1000 Schritt von des Markgrafen Land" (Gemarkungsgrenze
zwischen Lichtenau-Scherzheim und Ulm-Greifern), die andere zwischen
Lichtenau und dem Rhein außerhalb des Waldes (wohl auf dem Hochgestade,
dort wo der zum Fahr ziehende Wörtweg in die Niederung abfällt). Begonnen
wurde der Schanzenbau nicht, die Rheinschanze erst 1629 durch Ossa errichtet.

Die Böswilligkeiten der Soldateska dauerten an. Gegenüber Straßburger
Schildwachen äußerten Angehörige der erzherzoglichen Truppen, die Zufuhren
nach der Stadt nicht mehr leiden zu wollen. Dem Stadtboten oder Postreiter
wurden am 2. Mai in Lichtenau durch die Ossasche Besatzung etliche an Straßburger
Handelsleute auf der Ostermesse zu Frankfurt gerichtete Briefe abgefordert
, erbrochen, verlesen und zerrissen. Daraufhin verlangten Meister
und Rat die Abstellung solcher Übergriffe: Nicht allein, „daß der Paß und Re-
paß durch Lichtenau, an welchem wir ohne das die Öffnung von unvordenklichen
Jahren hergebracht, wiederum eröffnet, unsern Burgern und Angehörigen
die freie Commercien ohngesperrt, zumal aber unsere zu Keil liegende
Garnison ferner unangefochten gelassen, sondern auch der ergangene ernste
Befehl, keine Victualien in diese Stadt zu führen, wieder aufgehoben werde."
Der Erzherzog bedauerte diese Gewaltakte und leichtfertigen Drohungen seiner
Soldateska und bat, da dieselben ohne seinen Willen geschehen seien, entschuldigen
, auch fürderhin solche untauglichen Gesellen namhaft machen zu wollen.
Dennoch brachte es Obristleutnant Völsch von Stützheim-Drusenheim — 7. Mai

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