http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0006
Zum 70jährigen Jubiläum des Historischen Vereins für
Mittelbaden
70 Jahre sind vergangen, seit 1910 der Historische Verein für Mittelbaden in
Offenburg gegründet wurde, eine lange Zeit für einen Verein, der sich seiner
damaligen Satzung nach die Aufgabe gesetzt hat, „die Geschichte und die
Kunst- und Altertumsdenkmäler Mittelbadens zu pflegen und dadurch zur
Weckung und Förderung der Heimatliebe beizutragen". Dieser Aufgabe ist
der Verein bis heute treu geblieben, obwohl die schöne Landschaft Mittelbadens
nur wenige überragende Persönlichkeiten hervorgebracht hat und nur
noch wenige bedeutsame künstlerische Leistungen der Vergangenheit erhalten
blieben. Ja, der Begriff Heimat selbst ist infolge des Mißbrauchs in der vergangenen
Zeit fragwürdig geworden. Mag auch das Wort manchem nicht
mehr viel bedeuten, so blieb doch, was es meint, lebendig, die Verbundenheit
mit dem Ort und der Gegend, wo man aufgewachsen ist, wo man seine ersten
Eindrücke empfing, eben wo man daheim ist. Und immer wieder wird es Menschen
geben, die wissen wollen, was sich einst in ihrer Heimat zugetragen hat,
wie sich in früheren Zeiten das Verhältnis der Menschen zu einander gestaltete
, welche Vorstellungen und Ziele sie bewegten.
Einzelne Aufgaben des Historischen Vereins wurden inzwischen von staatlichen
Stellen übernommen wie die Durchführung von Ausgrabungen oder die
Betreuung einzelner Kunstwerke oder Bauwerken, denen in geschichtlicher
Sicht eine gewisse Bedeutung zukommt. Dafür fühlt sich der Verein um so
mehr verpflichtet zu warnen und zu mahnen, wenn rücksichtslose Straßenbauer
und Stadtplaner und verständnislose Stadtverwaltungen durch ihre Maßnahmen
das gewachsene Gesicht der Städte und Dörfer zerstören.
Von dem Fleiß und der Hingabe an die Heimatforschung zeugen die vielen
Abhandlungen in der Zeitschrift des Vereins mit dem geschichtsträchtigen
Namen „Ortenau", von der dieses Jahr der 70. Jahresband erscheint. Sie beweisen
, daß es immer noch Menschen gibt, die sich nicht damit begnügen die
Sekundärliteratur auszuschreiben und ungeprüft ihre Aussagen zu verwenden,
sondern die zu den Quellen („ad fontes") zurückgehen, um sie selbst zu befragen
und durch neue Fragestellungen erweiterte Erkenntnisse zu gewinnen.
Wohl wissend, daß dank des eminenten Fleißes früherer Forscher kaum noch
bedeutsame Quellen für unseren Raum zu entdecken sind, widmen sie sich mit
Beharrlichkeit und Unermüdlichkeit der mühsamen archivalischen Arbeit, um
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