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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 130
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Karl Ludwig Schulmeister (1770 - 1853),
der Jakobiner aus Freistett

Erwin Dinier

„Der Großvater Schulmeisters war ein ungarischer Edelmann Namens Biers-
ky. Dieser flüchtete um das Jahr 1740 aus seiner Heimat, weil er in einem
Duell einen österreichischen Rittmeister getötet hatte, kam in das Elsaß, und
zwar in ein Dorf, das zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg gehörte, und fand
dort bei einem Schullehrer ein sicheres Asyl", schrieb Ehrhard 1898 in seinem
Beitrag über „Charles Schulmeister, Generalkommissär der Kaiserlichen Heere
unter dem ersten Kaiserreich".1 Mit diesem Titel kam Ehrhard dem verständlichen
und sicherlich berechtigten Wunsch von Schulmeister nach, der
sich entschieden dagegen verwahrte, daß man ihn „Spion" oder „den Spion"
nannte. Er fügte seiner Angabe über dessen Herkunft keinen einschränkenden
Zusatz bei, obwohl der von ihm zitierte Paul Muller schon zwei Jahre zuvor
die Glaubwürdigkeit dieser Darstellung bezweifelt hatte. Es sei wenig wahrscheinlich
, daß ein ungarischer Offizier zu einer Zeit, wo die Auslieferung mit
größten Schwierigkeiten verbunden waren, sich in einer bescheidenen Landschule
versteckt haben soll und nicht versucht habe, in den Dienst irgendeiner
Armee zu treten.2

Die Geschichte von dem Edelmann Biersky geht auf eine Schrift zurück, die
1817 in Leipzig erschien, „deren Zuverlässigkeit sehr fraglich ist"3 und deren
Abfassung man Schulmeister selbst zuschreibt: „Bruchstücke aus dem Leben
des Charles Schulmeister von Meinau als angeklagter Hauptspion des Napoleon
". Man könnte die ganze Geschichte als schmückendes Beiwerk des unbekannten
Verfassers der „Bruchstücke" abtun, wenn nicht Schulmeister selbst
auf seine ungarische Herkunft und auf die in Ungarn gelegenen Güter seines
Großvaters in hinterlassenen Papieren hingewiesen hätte.4 Was ist Wahres an
dieser Erzählung? Nach einer Auskunft des Ungarischen Staatsarchivs5 offen-

1 In: Bischöfliches Gymnasium an St. Stephan zu Straßburg i.E., Jahresbericht über das Schuljahr
1897 - 1898 (XVI), Straßburg 1898, S. 9.

2 Paul Muller, L'Espionage militaire sous Napoleon I. — Ch. Schulmeister, 1896, S. 29.

3 Ehrhard, a.a.O., S. 8.

4 Ebd., 16, 36. Zoltan-Etienne Harsany, der in seinem Beitrag »La famille Schulmeister« in: Al-
sace historique, Nr. 21, März 1980, die Lebensläufe der drei Kinder Schulmeisters und deren
Enkel schildert, erwähnt, daß sich die Tochter Josephine-Adele, Baronin Garat, Schulmeister-
Biersky nannte (S. 24).

5 Magyar Orszägos Leveltär, Budapest, frdl. Mitt. v. 5.2.1980.

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