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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 139
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auch bei seinem Landsmann aus Kork, dem frz. Gesandten Ludwig Wilhelm
Otto vorsprach. Seine Tätigkeit während des kurzen Feldzuges fand nach der
Besetzung von Wien im November auch ihre öffentliche Anerkennung durch
die Ernennung zum Generalkommissar der Polizei der Stadt Wien. Mit dem
Abzug der frz. Truppen im Januar 1806 verließ auch er die Stadt. Nach einer
Rückkehr im März mit seinen beiden Begleitern aus dem Hanauerland wurde
er am 31. März in Wien wegen Spionage im letzten Krieg verhaftet, kam aber
auf irgendeine Weise nach mehreren Monaten wieder frei, während Rippmann
nach Aussage von Hammel „zwischen Himmel und Erd" gestorben
sein soll.

Zu den bemerkenswerten Waffentaten während des Feldzuges gegen Preußen
in den Jahren 1806 und 1807 zählt die Einnahme von Wismar im November
1806 durch 13 Husaren unter der Führung des Kapitäns Charles, den Savary
als einen Mann von ungewöhnlichem Mut und ungewöhnlicher Geistesgegenwart
bezeichnete, „durch dessen an Tollkühnheit grenzende Verwegenheit es
gelang, diese Stadt zu erobern".44 Er wirkte bei der Eroberung von Rostock
und der Übergabe von Hameln sowie mit gewohnter Tapferkeit bei der
Schlacht von Friedland am 14.6.1807 mit. Im Juni wurde er von Savary zum
Polizeipräfekten von Königsberg ernannt. Ein außerordentlicher Vertrauensbeweis
wurde ihm mit dem ehrenvollen Auftrag zuteil, die Leitung der Polizei
auf dem Fürstentag in Erfurt zu übernehmen, wo sich vom 27. September bis
14. Oktober 1808 Napoleon und Zar Alexander trafen und zahlreiche Fürsten
Mitteleuropas versammelten.

Im Feldzug von 1809 glänzte er durch die Erstürmung der brennenden Isarbrücke
in Landshut an der Spitze eines Regiments, wodurch er dem General
Mouton die rechtzeitige Besetzung des anderen Ufers ermöglichte. Am
12. Mai, dem Tag des erneuten Einzugs der frz. Truppen in Wien, konnte General
Savary dem Kaiser mitteilen, daß Schulmeister ihn wirksam vor dem Angriff
einer großen Menschenmenge in der Vorstadt geschützt habe. Bis zum
Abzug der Truppen übte er das Amt des Generalkommissars der Polizei der
Stadt aus.

Der Cadet de Gassicourt, der den Kaiser im Feldzug von 1809 als Apotheker
begleitete, hinterließ eine Aufzeichnung über eine Begegnung am 27. September
mit Schulmeister, dem er seltene Kühnheit, nie versagende Geistesgegenwart
und einen erstaunlichen Scharfsinn bescheinigt.45 Sein Äußeres entspreche
seinem Ruf: „Er hat ein lebendiges Auge, einen durchdringenden Blick,
eine Strenge und entschlossene Miene; seine Bewegungen sind barsch, seine
Stimme ist wohltönend und fest. Sein Wuchs ist mittelmäßig, aber stark; sein
Temperament halb sanguinisch, halb cholerisch".46 In diesem in Wien statt-

44 Ehrhard, S. 29.

45 Voyage en Autriche, en Moravie et en Baviere fait ä la suite de l'armee francaise pendant la
campagne de 1809, Paris 1818. Zit. bei Paul Muller, S. 146 ff.

46 Zit. bei Ehrhard, S. 5.

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