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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 143
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auftrat, „er werde Frankreich die Freiheit im Innern und den Frieden mit Europa
geben. Er sei gekommen, um die Prinzipien der Großen Revolution zu
schützen und zu festigen, er verstehe, daß die Zeiten sich geändert hätten, er
werde sich von nun an mit Frankreich zufriedengeben und nicht mehr an Eroberungen
denken".62 Auch ohne solche Versprechungen sahen überzeugte
Republikaner in der Rückkehr Napoleons das kleinere Übel im Vergleich zur
bourbonischen Restauration. Hätte Schulmeister aber tatsächlich eine zentrale
Rolle bei der Vorbereitung der Flucht Napoleons von Elba gespielt und diese
gar finanziert,63 so hätte man sicher nicht vergessen, ihn auf die Liste jener
„Bonapartisten" zu setzen, die der Polizeipräfekt Bourrienne Mitte März, also
noch vor der Ankunft des Kaisers in Paris, verhaften sollte.64

Harsany berichtet weiter, daß Schulmeister während der „Hundert Tage" in
Wien gewesen sei, um zu versuchen, den „König von Rom", den Sohn Napoleons
zurückzubringen. In wessen Auftrag? Orieux behauptet, daß Schulmeister
es bekanntlich wie sein Vorgesetzter Fouche abgelehnt habe, sich dem
Kaiser wieder anzuschließen: „Diese Leutewußten, was geschehen würde.. ."65
Fouche hatte sich nun allerdings Napoleon zur Verfügung gestellt, wenn auch
nicht als dessen Anhänger; durch Dekret vom 20. März 1815 wurde er zum
Minister der allgemeinen Polizei ernannt. Falls Schulmeister tatsächlich in
Wien war, so könnte es in dessen Auftrag gewesen sein, denn Fouche hatte
sich schon vor der ihm unerwünschten Rückkehr Napoleons von Elba mit dem
Gedanken einer Regentschaft getragen: „Sie sollte für Napoleon II. im Prinzip
der Kaiserin Marie-Louise übertragen werden, tatsächlich jedoch einem
Regentschaftsrat".66 Diesem wollte Fouche natürlich selbst angehören. Eine
von ihm im Einvernehmen mit Napoleon nach Wien geschickte Mission, die
Kaiser Franz zur Trennung von der Koalition bewegen sollte, verfolgte wahrscheinlich
auch den Zweck, „die Rückkehr Marie-Louises und des Königs von
Rom nach Frankreich zu erwirken".67 Aber was sollte dann eine Sondermission
Schulmeisters in Wien? Muller erwähnt sie nicht. Jener habe sich während
der „Hundert Tage" in Paris und seiner Umgebung aufgehalten. Von einer
aktiven Rolle in dieser Zeit habe er keine Spur gefunden.68 Diese Feststellung
ist insofern von Bedeutung, als ein Mann vom Format Schulmeisters sich
gewiß nicht mit einer Nebenrolle zufriedengegeben hätte. Am 21. Oktober
1805, einen Tag nach der Kapitulation von Ulm, schrieb er beispielsweise an
General Savary, Adjutant des Kaisers: „Sie werden meine Freimütigkeit verzeihen
, mein General, wenn ich wage, Sie um eine wichtigere Aufgabe zu bitten
, als die Trümmer einer geschlagenen Armee festzustellen". Er glaube und

62 Eugen Tarle, Napoleon, Berlin 1972, S. 455.

63 Harsany, La famille, S. 20.

64 Louis Madelin, Fouche. Macht und Ehrgeiz. München 1978, S. 259.

65 Orieux, S. 551.

66 Madelin, S. 255.

67 Madelin, S. 278.

68 Muller, S. 169 f.

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