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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 147
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Freiheit setzte, geantwortet, daß er ihn ermorden würde.85 Als Napoleon ihm
versprach, das Leben zu schenken, falls er ihn wegen des beabsichtigten Verbrechens
um Verzeihung bitte, lehnte er dies mit dem Bedauern ab, daß es ihm
nicht gelungen sei.86 Nach weiteren Vernehmungen wurde schließlich Schulmeister
als Generalkommissar der Polizei in Wien vom Kaiser damit beauftragt
. Dieser versuchte Staps, gleichfalls Sohn eines Pfarrers, aus theologischer
Sicht die Verwerflichkeit seiner Absicht klarzumachen. Schließlich gelang
es ihm durch die kluge Führung seiner Vernehmung von Staps ein Bekenntnis
der Reue zu erhalten, so daß er am 14. dem General Savary, Polizeidirektor
von Schönbrunn, darüber in einer für Staps günstig erscheinenden
Weise berichten konnte. Dieser habe sich im Innersten von der Größe des Monarchen
überzeugt, und nachdem er die Wohltaten erkannt habe, die der Kaiser
ohne Unterlaß auf der Erde verbreite, bereue er aus tiefstem Herzen die
schändliche Tat, die er begehen wollte; er könne künftig nur Bewunderung für
diesen Herrscher empfinden.87 Trotz dieses wohlwollenden Berichtes wurde
Staps am 15. Oktober von einer Militärkommission wegen angeblicher Spionage
zum Tode verurteilt und tags darauf erschossen. Seine letzten Worte:
„Ich sterbe für das deutsche Vaterland, glücklich darüber, daß ich mein Gott
gegebenes Versprechen eingelöst habe". Das Küchenmesser, mit dem Staps
Napoleon töten wollte, kam nach Ehrhard88 in den Besitz von Schulmeister
und wurde von den Nachkommen Kaiser Napoleon III. verehrt.

Nach den Ereignissen vom Jahre 1815, die ihm erhebliche Vermögenseinbußen
gebracht hatten, widmete sich Schulmeister seiner Familie, seinen Besitzungen
und wirtschaftlichen Projekten, die ihm allerdings kein Glück brachten
. Er scheiterte sowohl mit einer Brauerei und Ziegelei in Piple als auch mit
einer Zuckerrübenfabrik in Meinau,89 so daß er schließlich beide Besitzungen
verkaufen mußte. Aber bei allen Schicksalsschlägen, so wurde Erhard von seinen
Angehörigen berichtet, sei niemals ein Klagewort über seine Lippen gekommen
.

Er starb im Alter von 83 Jahren am 8. Mai 1853 in einem Hause am Broglie-
platz, in dem auch sein Schwiegersohn Garat, Direktor der Bank von Frankreich
, wohnte, und wurde auf dem Friedhof St. Urban begraben.90

85 Souvenirs de M. d. Champagny, Duc de Cadore, Paris 1846, S. 116.

86 Memoire du General Rapp, Aide-de-camp de Napoleon, Paris 1823, S. 115. Vgl. Emil Ludwig
, S. 342 ff.

87 Edouard Gachot, Un regicide allemand — Frederic Staps. In: Revue des etudes napoleonien-
nes, Bd. 18. Paris, Mai 1922, S. 185. Frdl. Hinweis von Burkhard C. Drude, Erlangen, der
über Staps arbeitet.

88 Ehrhard, S. 36. Rapp, S. 117, berichtet, daß ihn Napoleon beauftragt habe, das Messer aufzubewahren
, »que j'ai chez moi«.

89 Harsany, Ch. L. Schulmeister, S. 94.

90 Ehrhard, S. 44.

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