http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0153
Biberach:
Entersbach:
104 Häuser
64 Häuser
148 Familien
85 Familien
757 Einwohner
488 Einwohner
Reichsstadt:
388 Häuser
560 Familien
2874 Einwohner9
Einer städtischen Bürgerschaft von 851 Personen stand demnach in den drei
Stäben eine abhängige Bauernbevölkerung von 2023 Personen gegenüber.
Wohl waren politisch die Städtler, vor allem die Handwerker, die „Herren";
aber sie sind im Laufe der Zeit in völlige wirtschaftliche Abhängigkeit von den
meist wohlhabenden Bauern geraten, die „stolz auf ihren Reichtum, mit Geringschätzung
auf die in kümmerlichen Verhältnissen lebenden Bürger herabsahen
".10 E. Gothein" schrieb diesbezüglich: „Den Schneidern, Schustern
und Webern aus dem Städtchen, die der Bauer auf seinen Hof bestellte, an seinem
Tisch ernährte, um ihre Neuigkeiten befragte, mochte er im politischen
Leben um so weniger gehorchen, je mehr er sonst gewöhnt war, sich von ihnen
den Hof machen zu lassen." (In diesem Zusammenhang muß auch Hansjakobs
Geschichte12 vom Schnidersepp, der beim Hermesbur zu seinem Teil
Dummis kam, gesehen werden: dem Handwerker war's doch mal gelungen,
einen Bauern dran zu kriegen!)
Dem erwähnten Bericht ist auch zu entnehmen, daß Zell in jenen Zeiten des
Übergangs nicht reich war: die Reichssteuer wurde 1796 zum letzten Mal bezahlt
.
Für die damals noch übliche Selbstversorgung stand auf der Gemarkung Zell
(ohne Stäbe) nur wenig landwirtschaftlich nutzbarer Boden zur Verfügung:
225 Jauchert Äcker, 210 Tauen Wiesen und 10 Haufen Reben (!). Zum Vergleichen
:, Entersbach: 304 Jauchert Äcker, 164 Tauen Wiesen — Biberach:
508 Jauchert Äcker, 379 Jauchert Reutefeld, 247 Tauen Wiesen und 550 Haufen
Reben.13
Schell schreibt14: „Die Bevölkerung war durchgehend arm. Die meisten hatten
ihre Nahrung von den zahlreichen Pilgern, die zu der nächst der Stadt gelegenen
Kirche „Maria zu den Ketten" wallfahrten. Zur Förderung der Wallfahrt
wurde seitens der Stadt alles mögliche getan, und 1802 war es offenbar die einzige
Sorge der Zeller, daß diese aufgehoben werden könnte. Alsbald ging deshalb
eine städtische Abordnung nach Karlsruhe an den Markgrafen ab, um zu
erlangen, daß sie nicht nur belassen, sondern daß alles getan werde, sie noch
9 Schell, S. 83
10 Schell, S. 83 und 84
11 E. Gothein, Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwalds, 1. Band, Straßburg 1892
12 H. Hansjakob, Wilde Kirschen, Volksausgabe Stuttgart 1918, S. 14 — 17
13 Schell, S. 86. Interessant sind die alten Flächenmaße: 12 Haufen = 1 Badischer Morgen = 36
Ar. — 1 Jauchert = 36 Ar. — 1 Tauen = 36 Ar. Die Umrechnung ergibt, daß Zell 30 Ar Reben
hatte, Biberach 1650 Ar: also immerhin in jenen Tagen ein gewisser Weinbau in unserm
Raum!
14 Schell, S. 88
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