Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 160
(PDF, 71 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0162
Den Tennenbacher Religiösen kündigte sich die bevorstehende Aufhebung in
Gestalt mehrerer kurbadischer Abordnungen, insbesondere einer Inventurkommission
an, die Anfang Juni 1806 im Kloster erschien und in den folgenden
Wochen den gesamten liegenden und fahrenden Besitz und die Schulden
und Lasten aufnahm.5

Es wäre völlig verfehlt, das Stift jener Tage als „verarmt" ansehen zu wollen,
wie das verschiedentlich in der Literatur geschieht. Zugegebenermaßen hat
Tennenbach, wie andere Klöster auch, seinen Besitzstand nicht ständig erhalten
oder gar vermehren können. Der Umstand aber, daß sich der Konvent im
II. Koalitionskrieg vor Kontributionen an Franzosen wie Österreicher zu
drücken versuchte, darf nicht zu einem falschen Schluß verführen. Im Gegenteil
, das Kloster war für Baden eine interessante Erwerbung. Beim Aufhebungsakt
am 17. Juli 1806 stellte der mit der „Klosterorganisation" im Breisgau
beauftragte Geheime Referendär Karl Maximilian Maler ein Gesamtvermögen
in Höhe von rund 550.000 fl fest mit jährlichen Einnahmen zwischen
28.000 und 29.000 fl. Zum Vergleich: Das benachbarte Stift Wonnental verfügte
über Vermögenswerte in Höhe von rund 240.000 fl und jährliche Nettoeinkünfte
von 8.500 fl6, während die irdischen Besitztümer des Franziskaner-
Bettelklosters zu Kenzingen nach den Schätzungen des badischen Finanzministeriums
von 1818 im Falle der Liquidation nicht einmal 12.000 fl eingebracht
hätten.7

Der Güterbesitz Tennenbachs konzentrierte sich, abgesehen von den Feldern
und Wäldern in dem etwa 1400 Jauchert8 großen Klosterbann, vor allem im
nördlichen Kaiserstuhl. Letzterer wurde von der 1778 erbauten Statthalterei in
Kiechlinsbergen aus verwaltet. Weiter hatte das Stift, wie schon angedeutet,
Rechte und Gefälle verschiedener Natur in zahlreichen badischen und vorderösterreichischen
Orten. Die ständigen Lasten, die es zu tragen hatte, hielten
sich in Grenzen, so daß dem badischen Staat auch nach Abzug der Pensionen
für die aufgehobene Geistlichkeit (20 Patres, drei Laienbrüder — der letzte
Abt August Zwiebelhofer war im März 1806 gestorben und nicht mehr ersetzt
worden) ein beachtlicher Gewinn verblieb, zumal das Klostergymnasium geschlossen
und ein Ersatz unmittelbar nicht geschaffen wurde.

Schon kurz nach der förmlichen Auflösung hatten die meisten Regularen ihre
bisherige Heimstätte verlassen, und landesherrliche Beamte begannen umgehend
mit dem Verkauf der Fahrnisse, der im folgenden Frühjahr weitgehend
abgeschlossen war. Das Archiv ging 1809 im oberrheinischen Provinzialarchiv
zu Freiburg auf9, die etwa 7.000 Bände umfassende Bibliothek gelangte zum

5 Aktenstücke GLA 391/38591—94.

6 Organisationsprotokoll und Beilagen vom 19.—22. August 1806 GLA 391/19188—89.

7 GLA 391/1273.

8 1 Jauchert = 1 Morgen = 36 a.

9 GLA 106/14.

160


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0162