Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 175
(PDF, 71 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0177
zu schaffen und die arbeitsunfähigen Armen und die armen Kinder durch die
Einrichtung einer .Suppenanstalt' zu unterstützen.16

Leider sehen wir Grieshaber auch in der Gesellschaft jener großen Mehrheit
Haslacher Bürger, die — dem Zug der damaligen Zeit folgend — das ehrwürdige
Kapuzinerkloster vor den Toren der Stadt dem Erdboden gleich machen
wollte.17 Glücklicherweise wurde dieses Vorhaben nicht ausgeführt.

Das Bild Grieshabers als eines klugen und umsichtigen Mannes wird erhärtet
durch den bereits zitierten Bericht des Bezirksamtes Haslach vom 2. 1. 1851:
„Nach Mittheilung zuverläßiger Personen soll derselbe früher und selbst noch
im Jahre 1848 unbedingt zur Ordnungsparthei gehört haben. Sein Haus war
der Sammelplatz der gutgesinnten Staats-Angestellten und Bürger; er habe unbedingt
das Vertrauen der vorgängigen Beamten genossen."18

Der Ausbruch der Februarrevolution in Frankreich wirkte wie ein zündender
Funke auch in Deutschland: „Als vor neun Monaten der Ruf nach Freiheit in
allen deutschen Gauen ertönte, fand er in allen Edelgesinnten freudigen Widerhall
, weil ja ohne Freiheit nicht das Glück der Völker, nicht wahre Bildung
, nicht reine edle Tugend, nicht ächte innige Religiosität, nicht der Familien
Wohl gedeihen kann. Patriotisch gesinnte Männer traten darum zusammen
, um die Mittel und Wege zu berathen, um zum ersehnten Ziele zu gelangen
."19 Einig waren sich alle Demokraten in ihren vier Grundforderungen
nach Pressefreiheit, Geschworenengerichten, Volksbewaffnung und Schaffung
eines deutschen Parlaments. Es zeigten sich aber auch schon Strömungen
, die auf die sofortige Abschaffung der Monarchie hinarbeiteten.

Als nun am 13. April 1848 in Konstanz unter Ausrufung der Republik der
Heckerzug begann, wurde dieser Alleingang der radikalen Partei, der bei Kan-
dern und Freiburg ein trauriges Ende fand, von vielen Demokraten mißbilligt.
Robert Blum, der Führer der Demokraten in der Frankfurter Paulskirche, bezeichnete
den Aufstand der Radikalen sogar als Verrat am Volk.20

In Haslach war es Grieshaber, der in diesen Momenten zu Besonnenheit aufrief
, wodurch er sich aber bei einem Teil der Bevölkerung unbeliebt machte.

„Grieshaber nehmlich war es, und dies müßen ihm alle Behörden bezeugen,
der im Frühjahr 1848 und namentlich zur Zeit der Schilderhebung Hekers die

16 Otto Göller, Haslacher Armenspeisung vor 100 Jahren. Zeitungsaufsatz vom 18. 3. (?)
1948. (— Aus dem Privatarchiv von Herrn Wilhelm Schille, Haslach i. K.)

17 Kempf, a. a. O. s. 27.

18 GLA 234/1735.

19 Johann Baptist Orbin, Predigt am Sylvester-Abend 1848, gehalten in der Domkirche zu
Freiburg i. B. Freiburg 1849, S. 8.

20 Tim Klein, 1848. Der Vorkampf deutscher Einheit und Freiheit. München/Leipzig 1914
S. 256, zit. nach: Franz Vollmer, Vormärz und Revolution 1848/49 in Baden. Frankfurt
1979, S. 103.

175


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0177