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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 183
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chungsgericht . . . unter Erklärung seiner Reue, und zwar zu Protokoll, wiederhole
."53 Es dauerte aber fast viereinhalb Jahre, bis Grieshaber zu diesem
Zwecke nach Karlsruhe kam. Vielleicht fürchtete er zuvor, in eine Falle zu geraten
. Am 18. Februar 1862 war es soweit: „Diesen Morgen erschien der Geschäftsführer
der Ciavier Fabrick von Bachmann in Angers, Franz Michael
Grieshaber aus Haslach und trug vor: Ich bin wegen Theilnahme am Hochverrath
im Jahre 1849 in Untersuchung gestanden und bestraft worden, und
komme nun, um mich des höchsten Gnadenactes vom 9. Juli 1857 theilhaftig
zu machen . .

Mit der Amnestierung war Grieshaber noch nicht voll rehabilitiert. Noch war
der Verlust des badischen Staatsbürgerrechts als Folge der Zuchthausstrafe
nicht rückgängig gemacht. Das Verfahren um Wiederverleihung der bürgerlichen
Rechte wurde durch den Rastatter Rechtsanwalt Albert Stigler geführt,
dem wir später noch begegnen werden.

Grieshabers Bitte um „gnädige Aufhebung der Folgen der erkannten Zuchthausstrafe
" vom 12. 6. 1862 ist das letzte Lebenszeichen, das wir von ihm besitzen
. Er soll aber noch bis 1869 in Angers gelebt haben.55 Eine Rückkehr in
die Heimat kam für ihn nicht mehr in Frage, denn in der Zwischenzeit war ein
anderes tragisches Ereignis eingetreten: Nur wenige Wochen nach diesem letzten
Lebenszeichen des Haslacher Rabenwirts lesen wir, daß seine Ehefrau Philippine
geb. Fauz in die Heil- und Pflegeanstalt Pforzheim eingeliefert wurde.
Der Kummer und die Sorgen der vergangenen Jahre waren für ihr Gemüt eine
Belastungsprobe, unter der sie letztlich zerbrechen mußte.56

Das Schicksal des Bürgermeisters Joseph Fackler

Der allgemeine Ruf nach jenen Freiheiten, welche die monarchischen Regierungen
Metternichscher Prägung den Bürgern in den deutschen Bundesstaaten
vier Jahrzehnte hindurch verweigert hatten, vereinigte nicht alle freiheitlich
Gesinnten im Lager der Republikaner. Es gab auch hier in Haslach manche
Skeptiker, die — wohl in banger Voraussicht der gewaltsamen Unterdrückung
republikanischer Bestrebungen — sich jeder umstürzlerischen Tätigkeit enthielten
. Hierzu zählte beispielsweise der „Beckephilipp", Hansjakobs Vater,
von welchem der Dichtersohn den Ausspruch überliefert: „Wenn ihr einmal
alle Fürsten gefangen habt und mir sie in meiner Scheuer eingesperrt, so will

53 ebd.

54 ebd.

55 In den nicht näher bezeichneten „Annuaires" erscheinen Grieshaber und Bachmann in den
Jahren 1862 bis 1869. Grieshabers Töchter werden erst wieder 1880 genannt. Freundliche
Mitteilung des Bürgermeisteramts Angers. — Alle Nachforschungen in Nantes, Angers,
Pforzheim und Wolfach über Sterbeurkunden bzw. Nachlaßakten blieben erfolglos. Als
Grieshabers Sterbetag wird in einer Notiz im Haslacher Stadtarchiv der 20. 2. 1863 angegeben
. Dies widerspricht den Angaben aus Angers.

56 Über das weitere Schicksal der Rabenwirtin vgl. unten Anm. 149.

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