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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 184
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ich an euere Sache glauben und euch helfen, den Fürsten den Meister zu zeigen
für alle Zeit."57 Manch anderer Demokrat sah sich vor schwere Gewissensentscheidungen
gestellt, wie Haslachs Bürgermeister Joseph Fackler (31. 5. 1815

— 15. 12. 1871), der in diesen Tagen mehrmals zum Bezirksamt hinübereilte
und dringend um Entlassung nachsuchte. Als Opfer dieser Zerreißprobe wurde
er zwangsläufig in den Strudel des Maiaufstandes mit hineingerissen, des
Hochverrats beschuldigt und in Untersuchung genommen.58

J. Fackler war seit 1840 Stadtrechner und wurde im Dezember 1846 Bürgermeister
von Haslach.59 Nach dem Urteil des Gemeinderats — die Formulierungen
stimmen mitunter wörtlich mit den Aussagen über Grieshaber überein

— „genoß er stets die allgemeine Achtung seiner Mitbürger; er war ein haushälterischer
Mann, ein braver Hausvater, fleißig und wurde wegen dieser Eigenschaften
1840 zum Stadtrechner und 1846 zum Bürgermeister ernannt; beide
Stellen bekleidete er zur vollen Zufriedenheit und Verträglichkeit. In politischen
Dingen verwendete er seinen Einfluß bei seinen Mitbürgern dahin, sie
zur Ruhe und Ordnung und zum Festhalten an dem Gesetze zu ermahnen.
Dies war besonders in den bewegten Zeiten vor der diesjährigen Revolution
und in ihrem Verlauf der Fall."60

Die Ereignisse, welche Bürgermeister Fackler Anklage wegen Hochverrats
und eine achtwöchige Untersuchungshaft eintrugen, fielen in die ersten Julitage
, als die Sache der Republikaner längst verloren war. Dennoch wurden
Durchhalteparolen ausgegeben, das Freiheitsheer sei „überall dem Feinde
überlegen, im Siegen begriffen, und in Stuttgart (sei) ein Aufstand ausgebrochen
."61

Fackler erkannte wohl, daß die Tage der Republik62gezählt waren und wollte
in banger Ahnung der Schwierigkeiten, die er auf sich zukommen sah, sein
Amt niederlegen. In den ersten Junitagen wurde er deswegen mehrmals beim
Bezirksamt vorstellig und bat, „wenigstens eine neue Wahl vorzunehmen".«
Das Amt lehnte ab, und auch der Gemeinderat wollte seinen Rücktritt nicht
akzeptieren.

Otto Göller dokumentiert ein Schriftstück, welches Heinrich Hansjakobs
Schilderung vom Durchzug der geschlagenen Freischaren vollauf bestätigt.
Das Bezirksamt berichtete am 15. 7. 1849:

„Wie wir in unserem Bericht vom 9. d. M. ... schon angeführt haben, huldigt

57 Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit, S. 308.

58 Otto Göller, Wegen Hochverrat angeklagt. Unveröffentlichtes Manuskript, geschrieben etwa
im Jahre 1935. 43 Seiten. Manfred Hildenbrand, dem an dieser Stelle gedankt sei, fand
das Manuskript beim Orden des schriftlichen Nachlasses von Wilhelm Engelberg. Der
Nachlaß befindet sich seit 1978 im Stadtarchiv Haslach.

59 Der gleichnamige Sohn (1855-1934) war ebenfalls Bürgermeister von Haslach. Vgl. unten
Anm. 71.

60 Otto Göller, Hochverrat, S. 28 f.

61 a. a. O., S. 37 f.

62 Der badische Staat blieb formal ein Großherzogtum. Vgl. Günter Richter, Revolution und
Gegenrevolution in Baden. In: ZGO 1971 S. 392.

63 Göller, Hochverrat, S. 30.

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