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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 190
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kerungskreise aus Hornberg strafversetzt worden war.78 Sein Auftreten in
Haslach wird von Hansjakob mehrfach bezeugt. Darüber hinaus bieten seine
Personalakten, vor allem der vierzig Seiten umfassende „Vortrag die Untersuchung
gegen Diaconus Gerwig zu Hornberg erhobenen Beschwerden betr."79
vom 15. 11. 1848 über die rein kirchliche Disziplin Gerwigs hinaus interessante
Details über republikanische Aktivitäten im Kinzigtal, die einer kurzen Würdigung
wert erscheinen.

Gerwigs erste Agitation zugunsten einer republikanischen Staatsverfassung
läßt sich schon zur Zeit der Offenburger Volksversammlung vom 19. März
1848 belegen. Zur gleichen Zeit — vom 18. bis 21. März — brachen in Berlin
revolutionäre Unruhen aus: Im Geschichts- und Religionsunterricht der Höheren
Bürgerschule, deren Erster Lehrer Gerwig war,80 las er Oppositionsblätter
vor. „Namentlich habe er sich im letzten Frühjahr tadelnd über den König
von Preußen geäußert, weil derselbe damals auf Leute in Berlin habe schießen
lassen."81 So wundert es nicht, wenn von seinen aufgebrachten Schülern gesagt
wurde, sie seien „die unartigsten gewesen und hätten sich zur Zeit der Offenburger
Volksversammlung gegen ihre Eltern besonders widerspenstig gezeigt
."82 — Wenige Tage danach, am 8. April 1848, nahm Gerwig im Triber-
ger Gasthaus „Zum Wilden Mann" an einer Vorbesprechung zur Volksversammlung
vom nächsten Tage teil. Gerwig sagte, „man dürfe nur rechnen,
und man werde finden, daß eine Republik nur halb soviel koste, als eine monarchische
Regierung."83

Tags darauf fand dann die Triberger Volksversammlung statt, auf welcher die
Entfernung des Oberamtmanns Waag von Hornberg beantragt wurde. Diaconus
Gerwig hielt dabei eine Rede und war so nicht in der Lage, in Hornberg
den Nachmittagsgottesdienst zum Sonntag Judica zu halten.84

Gerwigs schöne Ansprache zum Tode von Robert Blum — wir gehen wohl
nicht fehl, wenn wir annehmen, daß er sie auch bei der Robert-Blum-Feier auf
dem Haslacher Friedhof hielt — brachte ihm bei den maßgeblichen Hornberger
Gemeindemitgliedern keine Sympathie ein, weshalb er den Text zu seiner

78 ebd.

79 ebd. — Im folgenden: Vortrag. — Es liegt ihm ein mindestens 129 Seiten langer Bericht des
Kirchengemeinderats Hornberg zugrunde, der mehrmals zitiert wird, aber nicht vorhanden
ist. Der „Fall Gerwig" hat damals die Gemeinde Hornberg in zwei feindliche Lager gespalten
.

80 Uber das Schulwesen in Hornberg: Karlleopold Hitzfeld, Hornberg an der Schwarzwaldbahn
. Vergangenheit und Gegenwart der Stadt des Hornberger Schießens. Hornberg, o. J.,
S. 266 ff.

81 GLA 76/2750, Vortrag S. 22.

82 ebd.

83 Vortrag S. 8

84 Vortrag S. 26. — Hitzfeld, a. a. O., s. 201 — 205 gibt Gerwigs Namen unrichtig mit „Herwig
" wieder. — Auch das von ihm mitgeteilte Datum (9. April 1849 statt richtig 1848)
stimmt nicht. Dies wäre ein Montag (Ostermontag) gewesen.

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