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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 195
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1980/0197
„Des Staatsbürgerrechts verlustig" erklärt: Julius Allgeyer, Arbogast Fack-
ler, Franz Joseph Kern

Nach der Niederwerfung der Revolution, die mit der Meuterei der Soldaten in
Rastatt ihren Anfang genommen hatte, desertierten viele Soldaten.1« Auch
die Rekruten blieben noch im folgenden Jahr zu Hunderten der Aushebung
fern, unter ihnen auch der Haslacher Kupferstecher und Biograph Anselm
Feuerbachs, Julius Allgeyer (1829—1900)104, der ein Neffe des Lehrers Blum
war. Ihn traf wie alle andern „Refractairs" und Deserteure die übliche harte
Strafe: Verlust des Staatsbürgerrechts und Geldbuße in Höhe von 1.200 Gulden
. Die meisten von ihnen wurden später begnadigt, falls sie nicht nach Amerika
auswanderten: „Die Revolution hatte manche von Hasle nach der neuen
Welt getrieben, die einen aus Furcht, die andern, weil die Freiheit ihren Tod
gefunden. "105

Zu letzteren gehörte der Nagelschmied Xaver Bührer, der wegen hochverräterischer
Unternehmungen eine Zuchthausstrafe von sechs Monaten erhielt. Dazu
wurde er noch wegen Majestätsbeleidigung zu sechs Wochen Gefängnis
verurteilt. Er flüchtete erst ins Elsaß, dann nach Amerika.106

Ebenfalls seiner badischen Staatsbürgerrechte beraubt wurde Arbogast Fack-
ler, ein Bruder des Bürgermeisters. Er war beschuldigt, „dem am 15. Mai v. J.
stattgehabten bewaffneten Auszug des ersten Aufgebots zur Unterstützung
der Revolution freiwillig sich angeschlossen und ferner einen öffentlichen Diener
beleidigt zu haben."107 A. Fackler wurde aber freigesprochen und kehrte
bereits im August 1850 nach Haslach zurück. Nun hatte er aber Schwierigkeiten
, das badische Staatsbürgerrecht wiederzuerhalten. Beim Regierungswechsel
im Jahre 1852 huldigte er dem neuen Regenten, dem späteren Großherzog
Friedrich, und glaubte, „das Staatsbürgerrecht sei mir stillschweigend wieder
verliehen."108 Die Angelegenheit wurde rasch bereinigt, doch hatte er jetzt
noch im Jahre 1857 bei einer Grundstücksangelegenheit Schwierigkeiten, weil
sich herausstellte, daß die im Jahre 1850 ausgesprochene Beschlagnahme sei-

103 Namen von Deserteuren aus Haslach bringt das Anzeigeblatt des Jahrganges 1850: Nr. 25
S. 409; Nr. 37 S. 536; Nr. 99 S. 1086; Nr. 100 S. 1092; darunter auch Deserteure der umliegenden
Ortschaften.

104 Johann Karl Kempf, Julius Allgeyer, Ein deutscher Kupferstecher und Biograph Anselm
Feuerbachs. In: Manfred Hildenbrand, Haslach im Kinzigtal — Haslach 1978. — Thieme-
Becker Künstlerlexikon. Manfred Hildenbrand, Julius Allgeyer. In: „Offenburger Tageblatt
" vom 12. 8. 1978 (Sonderbeilage zur 700 Jahrfeier der Stadt Haslach i. K.)

105 Hansjakob, Der Vetter Kaspar, S. 291. — Über Allgeyer: Anzeigeblatt Nr. 98 vom 7. 12.
1850.

106 Anzeigeblatt Jahrgang 1850 Nr. 16 S. 259. — Hansjakob Valentins Zunftgenossen, In: Wilde
Kirschen, 15. Auflage, Freiburg 1962 S. 93 ff. — ders., Aus meiner Jugendzeit S. 311.
— vgl. Anm. 125. — GLA 389/Zug. 1931/Nr. 17/185. — GLA 389/Zug. 1937/Nr. 33/667
und 668: Haslach. Klage des Xaver Bührer, Josef Thoma gegen den Gemeinderat. 1832/37
bzw. 1837/65.

107 Anzeigeblatt Nr. 21 vom 13. 3. 1850 und Nr. 28 vom 6. 4. 1850.

108 GLA 389/Zug. 1931/Nr. 17/193. — Hansjakob, Der Vetter Kaspar, S. 271.

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