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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
60. Jahresband.1980
Seite: 198
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here Politik ein, die auf Börnes .Briefe aus Paris' fußte, welche mein Lehrmeister
besaß, mir zum Lesen gab und mit mir besprach. Ich glaube fast, daß von
jener politischen Jugendlektüre und von den Wunibaldschen Erklärungen dazu
, welche auf ein Haslacher Herz fielen, eine meiner größten Untugenden
herkommt, die nämlich, über die bestehenden Verhältnisse in Kirche und
Staat unpolitische Gedanken loszulassen, wodurch ich mir schon viel geschadet
und viele Feinde gemacht habe."121 Wunibald war für ihn ein „Mann mit
entschiedenem Talent und mit redlichem Herzen für Freiheit und
Volkswohl. "122 Als solcher genoß er auch das Vertrauen seiner Mitbürger, für
die er von 1840 bis 1844 im Bürgerausschuß mitredete.

Über Wunibalds Jugend und Berufsleben erfahren wir näheres aus einer
Denkschrift, die Hammerschmied Wilhelm Haiß (1809—1870), ein Stiefbruder
Wunibalds, im Jahre 1852 verfaßte: „Anno 1832, als die Schmit abbrannte
, sagte der Vater, er möge nicht mehr bauen. Ich solle die Schmite allein haben
, er habe dieselbe für mich gebaut . . . Der Wunibald wollte auch noch
Theil und ging aufs Amth und verklagte den Vater und uns . . ."123 Man machte
aus, daß Wunibald das elterliche Haus in der Stadt haben sollte.124 In der
Hammerschmiede seines Stiefbruders durfte er zu genau festgelegten Stunden
seine schweren Arbeiten verrichten.

Wenn auch das Schicksal dem Wunibald nicht sonderlich hold war, so ließ er
sich doch nicht zu klassenkämpferischen Parolen hinreißen, wie sie uns von
dem „Nagler Bührer" und dem „Seifennazi" überliefert werden.125

Beim Einrücken der Preußen floh Wunibald Kern, der Volksredner für Freiheit
und Gleichheit, in die nahen Wälder, wurde jedoch verhaftet und kam
nach Freiburg in Untersuchungshaft.126

Es war schon die Rede davon, daß ein gewisser Schäfer in der Untersuchungssache
gegen Wunibald Kern falsch aussagte.127 So fiel denn die Anklage in sich
zusammen. Am 4. 9. 1849 durfte er bereits wieder nach Hause. „Ich sah alle",
erzählt Hansjakob von den entlassenen Freiheitshelden, „sah Wunibald, den
Schmied, wie er, Tränen in den Augen, aus denen die alten Freiheitsgedanken
sprühten, für den Willkomm dankte."128

121 ders., Aus meiner Studienzeit, 10. Auflage Freiburg 1966, S. 181.

122 ders., Aus meiner Jugendzeit, S. 326.

123 Freundliche Mitteilung von Herrn Günter Haiß, Zell a. H.

124 Es handelt sich um das Haus des 1979 verstorbenen Oberlehrers i. R. Friedrich Haser in der
Kirchgasse beim „Rebstock".

125 „Sie machten bereits Teilungspläne, um die Gleichheit des Besitztums herzustellen." —
Hansjakob, Aus meiner Jugendzeit, S. 311.

126 ebd. S. 316.

127 Vgl. oben bei Anm. 34

128 Hansjakob, Theodor der Seifensieder, In: Waldleute, 10. Auflage Freiburg 1968, S. 179 f.

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