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Die höflichsten Stellen des Briefes166 an die „hochverehrten Damen" lauten:
„Wir können uns nicht versagen, Ihnen hochgeehrte Damen, unsere hohe Bewunderung
und uneingeschränkte Anerkennung für Ihre hochherzige Gesinnung
, edle Uneigennützigkeit und liebevolle Pietät für Ihre Vaterstadt auszusprechen
, und wollen uns erlauben, unsern tiefgefühlten Dank für diese wirklich
großartige Zuwendung hier Ausdruck zu verleihen."
Nach der Aufzählung dringender Bauprojekte, die in Haslach in Angriff genommen
werden müssen, fahren die Bittsteller fort: „Tritt nun zu all diesem
noch der Neubau unserer Pfarrkirche an uns heran, so wird unsere Steuerkraft
in ganz ungemessener Weise in Anspruch genommen und wir seufzen
unter einer Last, die fast unerträglich ist."
Das Schreiben schließt mit den Worten: „In der tröstlichen Hoffnung, keinen
vergeblichen Appell an Ihren Edelmuth und Ihre Hochherzigkeit gerichtet zu
haben, gestatten wir uns mit der Versicherung vorzüglichster Hochachtung
und Verehrung zu zeichnen
Haslach, 20. 2. 1904 Euer Hochwohlgeboren
ganz ergebenst
Caspar Bosch, Carl Haberstroh, Wilhelm Engelberg, X. Neumaier,
Jos. Fackler, Wilhelm Kern, Joseph Haser ..."
Bereits am 12. 3. 1904 antworteten die Geschwister Grieshaber, „daß es ihnen
leid tue, mit ihrer guten Absicht auf so heftigen Widerstand gestoßen zu sein.
Sie hätten dies nicht erwartet, als sie den Entschluß faßten, ihrer lieben Vaterstadt
eine schöne Kirche zu stiften. Wörtlich heißt es dann: ,Da wir unser
Werk vollendet zu sehen wünschen, können wir es nicht verzögern, und nach
reifer Überlegung bleiben wir bei unserer Aussage: Gleich bauen oder nicht
geben.' ">6'
Um nun ihrer edlen Gesinnung, die durch die öffentlichen Reden in taktloser
Weise angezweifelt worden war, noch bestimmteren Ausdruck zu geben, gingen
sie sogar noch weiter. Am 4. 9. 1905 — am gleichen Tage erschien zufällig
der letzte Teil der „Beiträge" in der „Schwarzwälder Volksstimme" von Wilhelm
Engelberg — erklärte Josephine Grieshaber vor dem Notariat Haslach:
„Für den Fall, daß durch den geplanten Umbau der katholischen Pfarrkirche
dahier Kosten entstehen sollten, durch welche sich der Umlagefuß der örtlichen
Kirchensteuer auf mehr als fünfzehn Pfennig vom Hundert erhöhen würde
, verpflichte ich mich hiermit, den entstehenden Mehrbetrag der katholischen
Kirchengemeinde dahier sofort schenkungsweise zu leisten."168
166 Original im Pfarrarchiv Haslach, Fase. Kirchenbaulichkeiten. Erweiterung der Pfarrkirche
1898—1913.
167 Engelberg, Beiträge Nr. 104
168 Pfarrarchiv Haslach. Kirchenbaulichkeit usw.
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